Von Spikes, Eispickeln und Marmor!

Von Spikes, Eispickeln und Marmor!

Nach einer recht angenehmen Nachtfahrt kamen wir morgens von Santiago in Pucón an und befanden uns in einem idyllischen kleinen Örtchen. Eines war sofort spürbar, 30 Grad hatte es hier nicht mehr. Hier wehte ein deutlich stärkerer Wind und die Temperaturen waren im Vergleich zu Santiago recht frisch. Wir liefen zunächst zu unserem Hostel und lagerten unsere Sachen dort. Anschließend gingen wir zu einer Reiseagentur, um zu schauen, was in der Kleinstadtidylle alles angeboten wird. Die Hauptattraktion ist der Villarrica, ein aktiver Vulkan mit einer Höhe von 2840m. Wandermaus Valerie strahlte und ich ahnte Schlimmes. Da müssen wir also hoch? Verdammt! Und das offensichtlich im Schnee, wie die Bilder erahnen ließen. Den Vulkan konnte man nämlich an jenem Tag nicht sehen, da es zu sehr bewölkt war. Mit ein wenig Magengrummeln buchten wir die Tour. Wenn wir schon hier sind, müssen wir das auch machen. Am Nachmittag haben wir die Umgebung ein wenig erkundet und sind zum Lago Caburgua gefahren, waren spazieren und haben uns auf dem Rückweg die kleinen blauen Lagunen Los Ojos del Caburgua angeschaut. Donnerstag ging es für uns zum Rafting. Ich kannte es ja bereits von Peru und auch für Valerie war dies nichts neues. Wir buchten jedoch Schwierigkeitsstufe drei. Da für diese Schwierigkeitsstufe keine Gruppe zustande kam, wurden wir kostenfrei auf Stufe vier verteilt. Na gut, warum auch nicht? Es ging also in die Berge zu einem mal wilderen, mal sanfteren Fluss. Und das Rafting machte auch wirklich Spaß. Einige Stellen waren so wild, dass wir komplett nass wurden und uns mit aller Kraft am Boot festhalten mussten. Auch der Sprung ins kühle Nass, war aufregend und erfrischend. Insgesamt eineinhalb Stunden paddelten wir den Fluss entlang und waren begeistert. Es hätte ruhig noch länger sein können.

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An diesem Tag sahen wir auch zum ersten Mal den Villarrica. Ein wunderschöner Vulkan, wie er im Bilderbuch abgedruckt ist, zeigte sich in seiner vollen Pracht. Leider auch mit einer dicken Schneedecke und einer qualmenden Spitze. Logisch, er ist ja auch aktiv und wenn man Glück hat, kann man auch Lava sehen. Bei diesem Anblick wurde mir schon ein wenig mulmig zumute, da ich noch nie Schneewandern gemacht habe. Ich redete mir ein, der Vulkan sei bei weitem nicht so hoch und anstrengend wie der Teide in Teneriffa und wenn man im Schnee laufen muss, geht das auch nur langsam. Also werden wir das auch hinbekommen. Schließlich haben wir die Tour gebucht und es gab keinen Weg mehr zurück.

Morgens sechs Uhr wurden wir abgeholt und trafen uns mit der gesamten Gruppe bei der Reiseagentur. Wir waren zwölf Teilnehmer und vier Reiseführer. Dies ist aus Sicherheitsgründen so vorgeschrieben. Nachdem wir unsere Ausrüstung erhalten haben, ging es auch schon los. Zunächst fuhren wir vielleicht eine halbe Stunde Richtung Villarrica. Auf 1400 Höhenmetern begann die Wanderung bzw. der Lift.

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Denn die ersten 400 Höhenmeter konnte man noch in einem Skilift hochfahren, was einem eine Wanderstunde ersparte. Dies taten auch alle in unserer Gruppe. Von nun an ging es zu Fuß weiter, und zwar ordentlich bergauf.

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Der Schnee um uns herum wurde immer mehr und dementsprechend wurde es auch immer kälter. Gewappnet mit Spikes und einem Eispickel, ging es nun stetig bergauf. Es war mal eine ganz neue Erfahrung für mich, da ich noch nie Schneewandern war. Wie auch, in Hamburg gibt’s weder Berge noch Schnee.

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Je höher wir kamen, umso anstrengender wurde es und umso mehr Wolken zogen auf. Leider. Denn nach ungefähr dreieinhalb Stunden entschieden unsere Guides, dass wir umkehren. Es sei zu gefährlich und die Gefahr von Lawinen und großen Steinen einfach zu groß. Das war ganz schön gemein, da wir nur noch ca. 20 bis 30 Minuten vom Gipfel entfernt waren. So knapp vor dem Ende umkehren ist wirklich sehr sehr schade. Zumal es Gruppen gab, die nicht umkehrten. Aber die Reiseführer entschieden so, also mussten wir umkehren.

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Der Rückweg war ein wenig lustiger als der Hinweg, denn wir rutschten mit einem „Platsikteller“ unter dem Hintern den Berg hinunter. Der Eispickel diente hierbei als Bremse. Das war spannend und sehr witzig. Zum Glück hatten wir auch entsprechende Ausrüstung, so dass wir nicht unsere eigenen Klamotten ruinierten. Ab der Gondelstation liefen wir den Rest schnellen Schritten hinab, so dass nach ungefähr fünf Stunden die ganze Tour vorbei war. Es war zwar sehr schade, dass wir nicht bis zum Krater wandern und somit auch kein Lava sehen konnten (was im Übrigen an diesem Tag so oder so nicht zu sehen war), dennoch hat sich der Ausflug wirklich gelohnt und ist ein kleines Highlight für mich, denn mit Spikes und Eispickel einen Berg hochkraxeln ist definitiv eine Erfahrung wert. Am Nachmittag war ich k.o. und musste erst einmal schlafen, während Valerie noch immer energiegeladen spazieren ging. Später jedoch gingen wir dann gemeinsam zu einem Baumarkt. Wir dachten, er wäre näher an der Stadt, als er eigentlich war. So liefen wir eine halbe Ewigkeit, um letztendlich eine Schraube für meine Gopro zu kaufen. Mit einem Colectivo sind wir zurückgefahren, obwohl wir nicht mehr genügend Geld übrig hatten. Die Chilenen sind eben sehr freundlich.

Am nächsten Morgen wollten wir nach San Carlos de Bariloche, kurz Bariloche fahren. Roy, ein in den USA lebender Israeli, wollte uns in seinem Auto und zwei weitere Israelis mitnehmen. Früh merkten wir dann allerdings (was wir vorher schon ahnten) dass wir nicht alle ins Auto passten. Also hieß es für uns dann doch Bus fahren. Zunächst fuhren wir nach Osorno, eine Stadt in der Nähe zu Argentiniens Grenze. Mir einem zweiten Bus ging es dann über die Grenze nach Argentinien. Der Grenzübergang verlief auch ziemlich unspektakulär. Gegen frühen Abend erreichten wir Bariloche und mussten uns nun erst einmal ein Hostel suchen, da wir aufgrund der Planänderung noch keine Zeit hatten, eines zu buchen. Nun ist in der Hauptsaison leider vieles ausgebucht und die Preise haben es ganz schön in sich. Wenn man nicht zwei Wochen im Voraus bucht, sind nur noch die teuren Hostels zu haben, wenn überhaupt. Wir liefen drei verschiedene Hostels ab und hörten immer die gleiche Antwort: „Wir sind ausgebucht.“ In einem Gästehaus wurden wir schließlich fündig. Auch wenn es nicht wirklich hübsch aussah, waren wir froh, zwei Betten gefunden zu haben. Und das sogar für 15 Euro pro Nacht und mit einer Küche. Bei den argentinischen Preisen ist eine Küche in einem Hostel auch verdammt wichtig, denn hier kann man nicht jeden Tag essen gehen. Am nächsten Tag war leider nicht so gutes Wetter. Eigentlich wollten wir auf dem Lago Gutiérrez Kajak fahren gehen, aber bei leichtem Regen macht das ja auch keinen Spaß. Also wanderten wir um den See zum Wasserfall Cascada de los Duendes und verbrachten den Nachmittag in einem Café.

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Bariloche liegt in dem Seengebiet und zeichnet sich durch wunderschöne Landschaften aus. Mit den vielen Seen, die wir auch schon auf der Busfahrt sehen konnten, und den Wäldern wirkt es tatsächlich schon wieder ein wenig europäisch. In Bariloche und Umgebung kann man schon ein paar Tage verbringen und leichte bis anspruchsvolle Wanderungen durchführen. Wir entschieden uns jedoch für einen Ausritt. Jeweils zwei Stunden am Vor- und am Nachmittag ritten wir durch die Umgebung. Und witzigerweise ist man nach einer dreiviertel Stunde Autofahrt in der Steppe gelandet. Also wieder eine ganz andere Umgebung. Während der Ausritt am Vormittag noch eher langweilig war, da wie überwiegend im Schritt ritten, war der Nachmittag ein wenig spannender: Trab, Galopp, bergauf und bergab. Reiten wird zu meinem neuen Lieblingshobby, solange ich nicht Tauchen gehen kann.

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Da wir zügig gen Süden fahren wollten, ging es am Folgetag schon wieder weiter. Allerdings nicht ganz ohne Stress. Zunächst konnten wir in der Nacht kaum schlafen, da die Israelis in unserem Zimmer ständig Krach machten, Licht anließen oder sich lautstark unterhielten. Dann stellten wir am Morgen fest, dass irgendein ein Dieb unsere Lebensmittel einfach hat mitgehen lassen. Eier, Käse, etwas Saft, Tee und Kaffee, Oregano und mein geliebtes Vollkornbrot. Frechheit. Das ist mir bisher nicht nicht passiert, dass jemand meine Lebensmittel klaut. Vielleicht kann so etwas passieren, wenn man seine Lebensmittel nicht kennzeichnet, aber wir hatte unsere Namen auf den Beutel draufgeschrieben.

Bereits am Vortag buchten wir übers Internet einen Ausflug zur Catedral de Mármol von Los Antiguos aus. Da Argentinier hin und wieder ein wenig skeptisch sind und uns Gringos nicht vertrauten, mussten wir also das Geld für den Ausflug im Vornherein überweisen und den Beleg per Email schicken. Also huschte ich in die Stadt um die Überweisung zu tätigen. Dies dauerte ewig, weil so viel los war. Letztendlich kamen wir zu spät vom Hostel los und mussten mit einem Taxi, was wir zunächst nicht fanden, zum Busterminal. Recht gehetzt erreichten wir schließlich die Busbahnhof und los ging die Fahrt nach Los Antiguos. Zum Glück haben wir es noch geschafft einen Bungalow zu buchen, denn auch in Los Antiguos war ebenfalls vieles ausgebucht. Eigentlich sollten wir kurz nach Mitternacht das kleine argentinische Örtchen erreichen. Mit bereits einer Stunde Verspätung taten wir dies auch und kamen dann in eine Polizeikontrolle. Es wurden aber nicht einfach die Daten aufgenommen und gut. Nein, wir mussten alle aussteigen, uns in eine Reihe hinstellen, zwei Schritte von unserem Gepäck entfernt. Dann kam ein Hund und schnüffelte alles ab. Bei Sheps blieb er stehen und wollte ihn anknabbern. Da hat sich der kleine Sheps schon ein wenig erschrocken. Die Polizisten und die anderen Reisenden fanden es witzig. Nach einer gefühlten Ewigkeit in der Kälte durften wir dann auch wieder einsteigen. Kurz nach halb drei Uhr morgens erreichten wir unseren Bungalow und hatten nun nur noch vier Stunden zu schlafen, bis der Wecker uns ärgerte und die Tour zur Catedral de Mármol begann. Wir fuhren über die Grenze nach Chile und saßen dann zunächst fünf Stunden im Auto, um den Lago Gral Carrera zu umfahren. Das klingt ziemlich langweilig, war es aber auf keinen Fall. Diese Landschaft, die wir durchfuhren, war einfach traumhaft. Der See war türkisblau und im Hintergrund strahlten schneebedeckte Berge. Außerdem waren wir eine nette Truppe und so war die Stimmung im Auto ausgelassen gut.

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In der Nähe von dem kleinen Örtchen Puerto Río Tranquilo stiegen wir in kleine Boote und fuhren zur Sensation. Die Catedral de Mármol sind Felsformaltionen aus Marmor, die ziemlich unwirklich aus dem See herausschauten und durchlöchert waren. Wir fuhren zum Teil durch die blau schimmernden Marmorbögen.

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Also dieser teure Ausflug hat sich gelohnt. Auch so etwas sieht man nicht alle Tage. Gegen Abend erreichten wir wir das argentinische Los Antiguos und bereits gegen Mitternacht ging es für uns auch schon weiter nach El Chalten. Wir jagten einem ziemlich straffen Programm hinterher, aber Valerie hat nun mal nur drei Wochen und Patagonien wollten wir schon noch bestaunen. Also Erholung gibt’s später.

Besitos