Von Ruinen, Cenoten und Schildkröten!

Von Ruinen, Cenoten und Schildkröten!

Nach einer anstrengenden und engen Nachtfahrt kamen Maike und ich ein wenig zerknittert in San Cristóbal de las Casas an. Dennoch wollten wir den Tag nicht unnütz vergehen lassen und buchten für den frühen Nachmittag eine Pferdetour zu einem indigenen Dorf. Laut Reiseführer eines der Must-Do`s in San Cristóbal de las Casas. Also rauf aufs Pferd und los ging die Tour. Leider mussten wir bald feststellen, dass der Reitweg eher einer normalen Straße glich als einem hübschen Waldweg. Da tun mir immer die Pferde leid, da ich mir nicht vorstellen kann, dass sie gern auf Asphalt laufen. Nun ja, wir saßen drauf und wir hofften auf einen schöneren Weg, der leider nicht kam. An einem indigenen Dorf angekommen, hatten wir eine Stunde Zeit. Hier gab es eine Kirche, die ein Mix aus indigener und katholischer Tradition war. Besonders bekannt ist sie für ihre Hühneropferung. Hühneropferung!!! Es werden alle bösen Gedanken und Taten auf das Huhn übertragen und dann wird es geopfert und man selbst ist frei von Sünden. Na wunderbar. Die armen Hühner. Das wollte ich nicht sehen und beschloss daher nicht in die Kirche zu gehen. Wir liefen also auf dem Dorfplatz herum und hatten dabei ein komisches Gefühl. Besonders freundlich waren die Menschen nicht und überhaupt war es ziemlich eigenartig. Da wir noch Zeit hatten, tranken wir einen Kaffee bzw. eine Cola. Auf einmal hörten wir Sirenen, sahen Polizeiwagen und rennende Menschen. Huch, was war da los? Hinzu kamen Feuerwerkskörper und lautstarke Knaller. Maike schaute mich nur an und meinte: „Was ist denn hier los? Wir trinken gemütlich Kaffee und nebenan ist Krieg?“. Und dann rannte eine wild gewordene Menschenmenge um die Ecke mit einem brennenden Busch oder Baum oder Zweiggestrüpp und lauten Knallern in die Kirche. Der Lärm hörte auf. Es kehrte wieder Ruhe ein. Ich habe keine Ahnung was das war und warum das war, aber es war sehr spooky. Das war ein sehr eigenartiges Dorf mit eigenartigen Traditionen. Wir waren froh, diesen Ort wieder verlassen zu können. Zurück ging es wieder hoch zu Ross. Also warum dieser Ausflug überall angepriesen wird, haben wir nicht verstanden. Es war alles seltsam an diesem Ausflug aber eine Erfahrung mehr. Immerhin mussten wir keine Hühneropferung sehen.

Am Folgetag reisten wir zu dem Wasserfall von Chiflón und den Seen von Montebello. Auch hier saßen wir wieder eine halbe Ewigkeit im Bus, da das Ausflugsziel nahezu an der Grenze zu Guatemala lag. Aber die Reisestunden lohnten sich. Der Wasserfall war großartig. Über 120m donnerte das Wasser in die Tiefe und sammelte sich in türkisblauen Becken. Wunderhübsch.

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Ein kleines Highlight war das Ziplining hinunter. Zum Glück war es nicht zu schnell, aber dennoch zügig raste man über die Baumwipfel.

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Nach einer weiteren Busstunde kamen wir an den Lagos de Montebello an. Ein Seengebiet über mehrere Hektar und in den verschiedenen Seen sind auch unterschiedliche Farben zu sehen. Je nach Mineralart und Sonneneinstrahlung färbt sich das Wasser türkis, blau, grün oder braun. Nach einer kurzen Toilette-Krise, die durch die wundervolle Natur gelöst werden konnte, wurden wir auf einem Floß umher gepaddelt bzw. mussten wir auch selbst ans Ruder. Es war ein schöner Ausflug, der zwar sehr lang aber lohnenswert war.

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Wir hatten keine Zeit zum verschnaufen, denn bereits am nächsten Morgen wartete die nächste Tour auf uns. Dieses Mal ging mit einem Boot in den Cañon Sumidero. In der prallen Mittagssonne schipperten wir durch das wunderschöne Naturgebiet und sahen neben Geiern und Äffchen sogar ein Krokodil.

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Kurz vor der Fahrt kaufte ich mir einen Hut. Wir sind schließlich in Mexiko und da ghört ein Hut einfach dazu. Leider flog der Hut bereits nach einigen Minuten Schifffahrt von meinem Kopf in die Natur. Schade eigentlich. Den Nachmittag nutzen wir um endlich ein wenig zu entspannen. Da wir ziemlich flott unterwegs waren, war das auch notwendig.

Der Folgetag war Karfreitag und ich wollte mir die gruseligen Prozessionen anschauen. In vielen mexikanischen Städten wird die Kreuzigung Jesu detailgetreu nachgestellt. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und suchte zunächst nach dem Ort. Es gibt in San Cristóbal de las Casas mehrere Prozessionen, je nach Stadtviertel. Doch an der Mexikaner Kirche startete der bekannteste und größte Leidensumzug. Ein Jesus-Darsteller schleppte tatsächlich ein schweres Kreuz quer durch die Stadt und wurde schließlich gekreuzigt. Das war eine ganz schön blutrünstige und grausame Darstellung der Kreuzigung und mir tat der arme Jesus-Darsteller ziemlich leid. Aber wahrscheinlich ist es für ihn eine absolute Ehre, diesen Part übernehmen zu dürfen.

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Nun gut. Auch am Abend sollten Prozessionen stattfinden. Maike und ich begaben uns auf die Suche nach der Stille-Prozession, doch irgendwie wusste keiner etwas Konkretes. Die Stadt platze auch aus allen Nähten, da sämtliche Mexikaner Ferien hatten, aber die Stille-Prozession fanden wir zunächst nicht. Also gingen wir essen. Anschließend sahen wir doch tatsächlich eine kleine Guselprozession mit vermummten Laternenträgern. Ich hätte mir diese Prozessionen viel viel größer vorgestellt. Das war lediglich ein kleiner Umzug. Was mich allerdings noch mehr erstaunte, war die Tatsache, dass die gesamte Stadt am feiern war. Hier Tänzer, da Musiker und viele laute und geöffnete Bars. Das ist doch verkehrte Welt. In Deutschland haben wir am Karfreitag Tanzverbot und im katholischen Mexiko tanzen die Menschen auf den Tischen. Also das hätte ich so nicht erwartet. Aber es war ein sehr interessanter Tag.

Am Karsamstag wurden wir bereits 04:30Uhr abgeholt und saßen kurze Zeit später wieder in einem Bus in Richtung Palenque. Doch bevor wir in Palenque ankamen waren noch zwei Zwischenstopps angesagt. Zum einen Agua Azul und Misol Ha. Beides wunderschöne Wasserfälle. Agua Azul ist wohl das schönste Schwimmbad, was wir je gesehen haben. Überall kleine und größere Wasserfälle und -Becken. Nicht etwa künstlich erbaut, nein von Mutter Natur so geformt. Traumhaft. Leider hatten wir mit unserer Tour nur eineinhalb Stunden Zeit. Dennoch nutzten wir die Chance und sprangen ins kühle Nass. Hier hätte man locker einen ganzen Tag aushalten können.

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Auch Misol Ha ist ein toller Wasserfall, den wir allerdings nur noch kurz anschauten, bevor wir in Palenque ausstiegen. Wir wollten nicht am Nachmittag mit hunderten Touristen und in brütender Hitze die Ruinen anschauen. Das wollten wir endlich mal wieder ohne Tour und früh morgens tun und setzten dies auch in die Tat um. Die Maya Ruinen in Palenque haben den besonderen Reiz, dass sie mitten im Dschungel erbaut worden und große Teile noch erhalten sind bzw. rekonstruiert worden. Als wir um acht Uhr ankamen, hörten wir noch das morgendliche Gebrüll der Affen. Ach was war des herrlich, zumal morgens um acht auch noch kaum Leute an den Ruinen waren. Gemütlich und quasi menschenleer schlenderten wir durch den archäologischen Park und bewunderten einen Tempel nach dem anderen.

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Als die Tempelanlage immer voller wurde, waren wir bereits fertig und tranken einen kühlen Drink in einem tollen Café an unserem Hostel. Auch den restlichen Tag verbrachten wir chillend in unserem Hostel, denn die letzte Nachtfahrt stand unmittelbar bevor.

Mit zwei Stunden Verspätung starteten wir in Richtung Bakalar. Mit ein wenig mehr oder weniger Schlaf kamen wir doch früh morgens in Bakalar an. Blöd daran war nur, dass wir schliefen und den Stopp somit verpassten. Kurz darauf bemerkte Maike, dass wir schon an Bakalar vorbeigefahren sind. Was? Wieso weckte uns denn keiner? Machen sie doch sonst auch immer? Irgendwo im nirgendwo stiegen wir dann aus dem Bus aus. Nach einer Weile am Straßenrand kam dann auch schon ein Collectivo, welches uns nach Bakalar zurückbrachte. In Bakalar gibt es eine wunderschöne Lagune, welche jedoch ohne direktem Hotel- bzw. Hostelzugang kaum erreichbar ist. Lediglich eine öffentliche Badestelle haben wir gefunden, die leider auch nicht besonders schön war. Zudem war das Wetter auch nicht das beste. Dies alles trug dazu bei, dass wir nicht gerade begeistert von dem kleinen Örtchen waren. Die Pizza schmeckte am Abend. Das muss man immerhin zugeben.

Also nichts wie weiter und zwar nach Tulum. Von Tulum hörte ich bisher nur Gutes. Auch wurde Tulums Strand zum schönsten Strand der Welt gewählt. Nachdem wir in unser Hippie-Hostel eingecheckt hatten und mit einem viel zu teuren Taxi zum Strand gefahren wurden, mussten wir feststellen, dass der Traumstrand voller Seegras war.

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Ja, der Traumstrand war definitiv zu erkennen. Blaues und türkisfarbenes Wasser und weißer feinsandiger Strand umrandet von tollen Palmen. Nur leider lagen auch Tonnen von Seegras herum und die Wolken zogen herauf. So richtig Glück hatten wir die letzten Tage nicht.

Nun gut. Ich ging am nächsten Vormittag tauchen und Maike shoppen. Als ich auf dem Weg zum Tauchcenter war, kam ich in einen richtig heftigen Regenschauer. Die Straßen waren innerhalb kürzester Zeit überschwemmt und ich klitschnass. Aber beim Tauchen wird man ja eh nass. Also was soll’s. Und es warteten zwei atemberaubende Tauchgänge auf mich. Mexicos Küste ist für seine wunderschönen Tauchplätze bekannt. Vor allem das Tauchen in Cenoten ist besonders spektakulär und leider auch spektakulär teuer. Der erste Tauchplatz nannte sich El Pit. Hier tauchten wir 42,5m tief und durch eine wirklich gruselige Nebelwand. Es war unheimlich und absolut faszinierend in dieser Cenote tauchen zu gehen. Der zweit Tauchplatz war nicht besonders tief, dafür gab es hier kein Tageslicht mehr. In ein wirres Höhlensystem tauchen wir hinein und bewunderten Stalaktiten und Stalagmiten. Gäbe es nicht eine Leine, die den Weg hinein und hinaus kennzeichnet, wäre man wohl verloren. Es war atemberaubend schön. Das kann man gar nicht in Worte fassen und auch Bilder können nicht zeigen, wie schön es da war. Ich möchte unbedingt noch mal in den Cenoten tauchen gehen. Schade, dass es so verdammt teuer ist.

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Am Folgetag haben wir beschlossen uns einen Mietwagen zu leihen und über Akumal nach Chichén Itzá zu fahren.

Akumal ist dafür bekannt, dass niedliche Schildkröten in der ruhigen Bucht umher schwimmen und grasen. Also setzten wir die Tauchbrille auf und schnorchelten los. Leider im Regen. Im starken Regen. Im Gewitter. Da mussten wir umdrehen. Verdammt. Wir warteten eine Weile und schnorchelten erneut hinaus. Ziemlich cool sind die Schildis. Völlig unbeeindruckt, dass die Touris sie anstarren, grasten sie in Ruhe und ließen sich von nichts aus der Ruhe bringen.

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Weiter im Regen fuhren wir nach Chichén Itzá. Chichén Itzá gehört zu den modernen sieben Weltwundern. Mein drittes Weltwunder auf dieser Reise (neben Machu Picchu und Cristo in Rio). Wie für Weltwunder üblich, sind auch die Pyramiden völlig überlaufen. Also übernachteten wir in der Nähe der Maya-Stätte, um möglichst früh die Pyramiden bestaunen zu können. Eigentlich freuten wir uns über den tollen Pool im Hotel, doch auch hier machte das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Regen, Regen Regen.

Am frühen Morgen war es zugezogen und nebelig. Aber es regnete immerhin nicht. Und die Maya-Ruinen im Regen zu bewundern, hat ja auch etwas für sich. Und tatsächlich ist die Hauptpyramide wunderschön. Es wundert mich nicht, dass sie zu den modernen sieben Weltwundern zählt. Mit zunehmender Zeit wurde die archäologische Anlage immer voller. Das war auch den Wolken zu viel und sie verzogen sich. Blauer Himmel über Chichén Itzá. Das ich das noch erleben durfte.

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Auf dem Rückweg schauten wir noch bei der Ik Kil Cenote vorbei. Natürlich war auch hier alles überlaufen und voller Menschen. Aber es war eine wunderschöne Cenote. Generell kann man sagen, dass Yukatan unter der Erde wie ein Schweitzer Käse ausschaut. Alles ist zerlöchert und mit einem quasi endlosen Höhlensystem versehen. Die Mayas glaubten, dies sei der Eingang zum Totenreich. Auf jeden Fall war es faszinierend, all diese Höhlen und Cenoten sehen zu dürfen.

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Am Folgetag hatten wir nun auch endlich Glück mit dem Wetter, schauten uns ers die beeindruckenden Maya-Ruinen in Tulum an und verbrachten anschließend den Tag am Strand. Unter einem Sonnenschirm natürlich. Das Meer ist nicht mehr ganz so stürmisch und das Seegras wurde zum Teil beseitigt. Die obligatorischen Strand-Palmen-Meer-Bilder durften dabei natürlich nicht fehlen.

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Der letzte Urlaubsstopp für Maike war Playa del Carmen. Mir ist der Touri-Ort ein wenig zu touristisch und überlaufen. Aber man sollte sich das schon mal anschauen. Der Strand konnte bei Weitem nicht mit Tulum mithalten. Aber das chaotische Treiben in der Stadt war schon krass. Eine kilometerlange Einkaufspassage schlenderten wir entlang und fanden so manch interessante Geschäfte. Auch wenn ich sonst nicht so der riesige Shopping-Fan bin, so war ich dennoch von der modernen Vielfalt begeistert und erschlagen zugleich. Man konnte sich wirklich alles kaufen. Das war ich so gar nicht mehr gewohnt. Jeder moderne Schnickschnack konnte käuflich erworben werden und so saß an diesem Abend mein Kreditkarte ein wenig locker. Allerdings muss man dazu sagen, dass Playa del Carmen, im Vergleich zum restlichen Mexico absolut überteuert ist. Aber auch das kennt man ja aus Touri-Orten. Am Folgetag musste Maike bereits wieder abreisen. Dreieinhab Wochen vergehen aber auch verdammt schnell. Für mich war es an der zeit abzutauchen. Darüber im nächsten Blogeintrag mehr.

Besitos!