Von Kaffeebohnen und Graffiti!

Von Kaffeebohnen und Graffiti!

Von Meereshöhe ging es nun in die Berge auf ca. 2600m nach Salento. Zunächst flogen wir von Santa Marta nach Pereira, dann ging es mit dem Bus weiter nach Salento. Wir befanden uns hier in der sogenannten Kaffeezone Kolumbiens. Das Klima verwandelte sich von schwitziger Karibikwärme in ein gemäßigteres Klima. Statt der über 30 Grad hatten wir nun angenehme 23. Doch abends wurde es an dann doch tatsächlich recht frisch, was dem Schlaf sehr zugute kam. Keine lauten Ventilatoren oder Klimaanlagen, die einem den Schlaf raubten. Am Morgen ging es in das Valle de Cocora, eine träumerische Landschaft, die ein wenig an Österreich erinnert. Durch die riesigen, bis 60m hohe Wachspalmen erscheint das Tal dann doch wieder sehr außergewöhnlich.

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Eigentlich wollte ich nach der Dschungeltortur nicht so schnell wieder wandern. Zumal meine Blasen noch immer nicht verheilt sind. Aber es blieb mir nicht viel übrig. Die Wanderung im Valle de Cocora ist jedoch nicht mit dem Lost-City-Trek zu vergleichen. Gemütlich schlenderten wir zwei Stunden durch ein wunderschönes Tal zu einer Kolibri Farm. Viele kleine süße Kolibris schwirrten umher, während wir einen heißen Kakao genossen.

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Dann gab es zwei Möglichkeiten: Entweder zurück zum Eingang oder einen anstrengenden Aufstieg auf den Berg, um das Tal in seiner vollen Schönheit zu betrachten. Ok, den Ausblick wollte ich dann doch sehen. Ich will ja schließlich nichts verpassen und so musste und wollte ich erneut einen Berg hochkraxeln. Nach 40 Minuten war dies jedoch auch geschafft und der Ausblick war es einfach wert. Vielleicht werde ich ja doch noch zum Wanderfreund. Aber erst, wenn meine Blasen verheilt sind.

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Am nächsten Tag liefen wir zu einer Kaffeefarm namens Ocasa. Uns wurde erklärt, dass ca. 80-90% des kolumbianischen Kaffees Arabica sei. Nur wenig Robusta bzw. Iberica Kaffee würde hier angebaut werden. Wir durften einige Kaffeebohnen, der Sorte Variedad Castillo pflücken. Anschließend wurde uns gezeigt und erklärt, wie aus den Kaffeebohnen letztendlich Kaffee entsteht. Interessanterweise verbleibt der Zweite-Klasse-Kaffee im Land, während der gute Erste-Klasse-Kaffee für den Export bestimmt ist. Auch werden die Kaffeebohnen ohne Röstung exportiert. Dies geschieht im jeweiligen Exportland. Wir durften eine Tasse des Erste-Klasse-Kaffees probieren. Sehr lecker. Das kann ich auch als Nicht-Kaffee-Experte sagen.

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Den restlichen Tag entspannten wir im Hostel, aßen Obstsalat, schliefen eine Runde und waren abends wieder frisch und motiviert Essen zu gehen. In einem günstigen kolumbianischen Restaurant speisten wir typisch einheimische Küche. Für mich natürlich vegetarisch. Das klappt dann doch recht gut. Neben Reis und Bohnen gab es für mich auch Linsen, Eier, Salat und frittierte Maisbällchen. Hier wird sowieso alles frittiert. Da hat man als Vegetarier noch Glück. Der Fisch und das Fleisch sind meist unglaublich „tot“-frittiert. Besonders gesund ist das nicht. Aber dieses Restaurant war sehr lecker und verdammt günstig. Anschließend spielten wir eine Runde Tejo. Dies ist ein kolumbianisches Nationalspiel, bei dem man versucht mit einem Stein ein Ring zu treffen, welcher im Lehmboden steckt. Trifft man den Ring gibt es eine kleine Explosion und man erhält drei Punkte. Wer zu erst 21 Punkte hat, gewinnt. Quasi eine Art kolumbianisches Boule. Das Ganze wird natürlich mit jeder Menge Bier durchgeführt.

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Am letzten Tag in Salento haben Elena (eine Psychologiestudentin aus Heidelberg) und ich einen dreistündigen Reitausflug unternommen. Es ging es über Stock und Stein bergab zu einem Wasserfall und wieder zurück. Isabella ist derweil schon weiter nach Popayán gereist. Das kommt bei mir erst später.

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Für mich und Elena ging die Reise nach Bogotá weiter und zwar im Bus. Meine erste etwas längere Busfahrt. Ca. acht Stunden fuhren wir von Armenia nach Bogotá. Die Busse sind recht bequem und man hatte, dank eines halb leeren Bussen auch genug Platz. Gegen 21:30 Uhr erreichten wir die kolumbianische Hauptstadt und checkten in ein Hostel im Barrio Candelaria ein. Das erste Mal, dass ich ein Hostel nicht angenehm fand. Es war laut, voll und vor allem dreckig. Da ich meine Ohropax im Dunkeln nicht finden konnte, musste ich einen permanent unterbrochenen Schlaf, durch Gesänge, Gequatsche, Tür- oder Bodengeräusche in Kauf nehmen. Am nächsten Tag suchten wir uns ein entspannteres Hostel.

In Bogotá werden diverse Touristentouren angeboten. Eine interessante davon ist die Graffiti-Tour. Also entschlossen wir uns daran teilzunehmen. Das für mich Beeindruckendste in der Stadt ist definitiv die Streetart. Graffitis sind zwar auch hier nicht legal, werden aber toleriert. So sind die Häuser der Stadt von verschiedensten Künstlern verschönert wurden. Stinkfish, Dj Lu oder Toxicómano sind nur wenige Künstler, deren Graffitis Bogotá schmücken.

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Am Nachmittag machten wir einen kleinen Abstecher auf der Berg Monserrate, dieses Mal mit einer Gondel. Der Fußweg war gesperrt. Meine Füße fanden dies nicht schlimm. Auf dem Berg kann man die unfassbare Größe Bogotás erahnen. Eine nicht enden wollende Stadt, umrandet von hübschen Bergen und tiefhängenden Wolken zeigte sich uns. Mit 7,9 Millionen hat Bogotá mehr als doppelt so viele Einwohner wie Berlin. Auch die Fläche von 1587km² überragt Berlin um einiges. Wahnsinn!

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Am Abend trafen sich einige Backpacker im Hostel um in die sagenumwobene Großraumdisko „Theatron“ zu gehen. Großraumdisko??? Nee, nicht mit mir! Bin doch viel zu alt für den Quatsch. Kurze Zeit später befand ich mich dann doch im Taxi auf den Weg zum Theatron. Mit 13 Floors ist das Theatron eine der größten Diskotheken Südamerika. Freitags sind jedoch „nur“ 7 Floors geöffnet. Da wird ja sicherlich auf einem Floor Rockmusik kommen. Und tatsächlich gab es einen Floor, indem Bon Jovi lief. Yes! Geht doch. Nur leider war dieser Floor leer und das sollte sich auch den gesamten Abend nicht ändern. Alle tanzwütigen Kolumbianer und Gringos schwangen das Tanzbein zu Electro oder Reggaeton. Und ich mittendrin. Nach gefühlten 100 Malen „Gasolina“ war es dann aber auch gut und wir fuhren gegen drei Uhr morgens ins Hostel.

Am nächsten Morgen bzw. Mittag schlossen wir uns einer Bike-Tour durch Bogotá an. In der vierstündigen Führung sah man jede Menge interessanter Orte und erfuhr Einiges über das typische Kolumbien. Ein perfekter Einklang für eine Reise, würde ich mal sagen. Einerseits kannte ich bereits Einiges, wie das Tejo-Spiel oder die Kaffeeproduktion, andererseits besuchten wir auch einen kolumbianischen Markt und probierten diverse Früchte, an deren Namen ich mich zum Teil nicht mehr erinnere. Etwas absurd fand ich das Müll-Museum. Stinkender Müll in einem gruseligen Haus. Aber Kunst kann ja vielfältig sein.

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Der letzte Tag in Bogotá war sehr entspannt. Einige kulinarische Spezialitäten mussten noch ausgetestet werden. So kann ich das Street Food nur empfehlen. Es wird alles auf der Straße verkauft. Angefangen von leckeres Früchten oder Säften über Insekten und eigenartige Fleischzubereitungen, die natürlich nichts für mich sind, bis hin zu Arepas und Empanadas. Und die Arepas sind der Hammer. So unfassbar lecker und noch dazu sehr sehr günstig. Auch wenn man vielleicht bei Street Food vorsichtig sein sollte, fände ich es doch sehr schade, diese Köstlichkeiten nicht zu probieren. Und mein Magen spielt bisher auch immer gut mit.

So viel aus Bogotá. Morgen reise ich dann mal allein weiter. Es geht es in die Tatacoa Wüste. Ich bin gespannt.

Besitos