Tango, Strand und Wasserfälle!
Nachdem ich nun am südlichsten Punkt Südamerikas angekommen war, freute ich mich schon wieder auf ein wenig mehr Sonne und Wärme. Ich flog von Ushuaia nach Buenos Aires, dem Paris Südamerikas.
Freitagabend kam ich im Stadtteil San Telmo an und erkundete auf eigene Faust die Umgebung. Es ist schon immer ein wenig eigenartig, allein in eine große Stadt zu kommen. Man kennt niemanden und vor allem kennt man die Umgebung nicht. Dennoch kam ich recht schnell mit Leuten auf der Straße ins Gespräch und mir wurde freundlicherweise erklärt, in welche Bereiche ich, vor allem Nachts, nicht gehen sollte. Das fand ich sehr freundlich und auch hilfreich, denn Buenos Aires ist unter anderem auch dafür bekannt, dass viele Taschendiebe ihr Unwesen treiben und man mithilfe des ein oder anderen Tricks ausgeraubt wird. Ich entschied mich, in einer Metal-Bar vorbeizuschauen. Gegen 23 Uhr war ich da jedoch noch fast allein. Also spielte ich mit dem Barmann Billard. Das war ganz witzig. Leider habe ich zweimal verloren. Als ich heimgehen wollte, wurde ich doch gefragt, ob ich wirklich allein gehen wolle und ob ich denn keine Angst habe. Bis dato hatte ich auch keine Angst und auch die Warnungen konnten mich nicht aus der Ruhe bringen. Schließlich hatte ich keine Wertsachen bei mir und es waren ja auch nur vier Blocks. Aber ganz ungefährlich schien die Stadt nicht zu sein, so war zumindest mein Eindruck. Ich bin natürlich unbeschadet im Hostel angekommen.
Am nächsten Morgen machte ich eine Free Walking Tour durch den Stadtteil Ricoletta und schloss mich der spanischen Gruppe an. Die englische Gruppe war mit über 30 Leuten einfach zu groß und schließlich will ich weiterhin mein Spanisch trainieren. Witzigerweise waren in der spanischen Gruppe viele Deutsche. Der Guide sprach jedoch ein sehr schnelles und unverständliches Spanisch. Selbst diejenigen, die wirklich gut Spanisch sprachen, hatten Schwierigkeiten ihm zu folgen.
Nun gut, wir schlenderten also durch das Paris Südamerikas. Und diesen Namen hat Buenos Aires nicht ohne Grund. Viele Straßen, Gebäude und Ecken erinnerten mich an Paris. Kein Wunder, denn viele Gebäude sind nach Pariser Vorbild erbaut worden. Eine wunderschöne Stadt. Die Tour endete auf dem berühmten Friedhof, der ohne Zweifel dem Père Lachaise in Paris ähnelte.
Im Anschluss schloss ich mich einer kleinen deutschen Gruppe an und wir gingen Pizza essen. Und durch viele italienische Einflüsse gibt es in Buenos Aires wirklich gute Pizza und Pasta. Also falls ich durch meine Wanderungen etwas abgenommen haben sollte, ist es durch Buenos Aires wieder auf meinen Hüften. Dafür schmeckte es um so besser. Auch am Abend trafen wir uns in unserer lustigen Fünfergruppe und gingen zunächst auf eine Straßen-Karneval-Veranstalung in San Telmo. Da es allerdings weniger spektakulär war als gedacht, fuhren wir nach Palermo, dem Ausgehviertel von Buenos Aires. Und dort war auch so einiges los. Die Straßen waren voller junger partywütiger Leute, die sich auf den Straßen und in den Bars/Restaurants tummelten. Die ganze Gegend war interessant, für mich aber ein wenig zu „fancy“. Vor den Bars bildeten sich lange Schlangen und man musste warten, bis man in eine der angesagten Bars hineingehen durfte. In eine Bar! Nicht etwa in einen Club. Aber gut. Palermo ist eben sehr angesagt.
Am nächsten Morgen regnete es. Und dieses mal leider so richtig. Trotz des Regens ging ich mit einigen Leuten aus meinem Hostel auf den Straßenmarkt in San Telmo. An vielen kleinen Ständen mit unterschiedlichsten Dingen gingen wir vorbei, hielten an und feilschten um den Preis. Anschließend fuhren wir mit dem Taxi in den Stadtteil Boca, welcher für seine bunten Häuser, übergroße Figuren berühmter Persönlichkeiten aber auch Tango- Aufführungen bekannt ist.
Bei Regen konnten wir zunächst keine Tango-Tänzer entdecken. Doch dann, in einem niedlichen kleinem Restaurant kamen die Tänzer hervor und schwangen elegant das Tango-Tanzbein.
Auch am Montagmorgen regnete es weiterhin ohne Unterbrechung. Eigentlich sagt man, dass in Buenos Aires immer gutes Wetter ist. Offensichtlich erwischte ich einige der wenigen Schlecht-Wetter-Tage. Zumindest am Nachmittag klarte es ein wenig auf und ich drehte erneut ein kleines Stadtründchen. Abends ging ich noch mit den beiden deutschen Mädels etwas essen.
Dienstagmittag ging meine Fähre nach Colonia in Uruguay. Wenn ich schon mal in der Gegend bin, kann ich auch mal in Uruguay vorbeischauen. Nach eineinhalb Stunden Fährfahrt ging es weiter mit dem Bus nach Montevideo. Hier hatte ich ein wirklich tolles Hostel, mit Altbauflair und einem Pool. Auch kam man schnell ins Gespräch mit den Hostelbewohnern. Mit Empanadas und Bier ließen wir den Tag nett im Hostel ausklingen. Am Folgetag lief ich mit Andi, einem deutschen Urlauber, durch die Stadt. Eigentlich wollten wir an einer Free Walking Tour teilnehmen, mein Handy sagte mir jedoch die falsche Uhrzeit. Wir waren also eine Stunde zu früh am Treffpunkt. Also schlenderten wir allein ohne Tour durch die Stadt.
Auch Montevideo ist eine schöne Stadt. Der Vorteil gegenüber Buenos Aires ist, dass es tolle Strände gibt. Das musste natürlich ausgetestet werden. Ach war das toll, mal wieder ins kühle nass zu springen.
Schade, dass ich in Uruguay nur so wenig Zeit habe, denn Uruguay ist für seine tollen Strände bekannt. Und wenn der Stadtstrand schon so toll ist, wie sind es dann die anderen? Am Abend gab es ein spontanes Hostel-Kochen. Das war vielleicht eine cooler spontaner Abend. Jeder kaufte etwas, schnippelte Gemüse, kochte Reis, sammelte Geld ein oder deckte den Tisch. Schließlich saßen wir zu elft am Tisch, aßen, tranken und hatten nette Gespräche in sämtlichen Sprachen. Portugiesisch, Spanisch, Englisch, Deutsch – alles war vertreten. Das war einer der eher seltenen Abende, an dem alle gemeinsam kochen und schnacken. Am nächsten Morgen mussten Andi und ich zum etwas entfernteren Supermarkt fahren, da wir am Vortag unsere Handtücher in den Lockern vergessen hatten. Aber was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen. Gegen Mittag fuhr ich wieder zurück nach Colonia, einer älteren sehr hübschen kleinen Stadt.
Ein niedlicher Hafen, Kopfsteinpflaster und bunte Häuser schmückten das kleine Städtchen. Leider regnete es an dem Abend, so dass ich im Regen Colonia erkunden musste, denn bereits am Folgetag fuhr ich zurück nach Buenos Aires.
Letztendlich kann ich sagen, dass ich gern noch ein Weilchen länger in Uruguay geblieben wäre, auch wenn fast noch teurer als Argentinien war.
Den letzten Tag in Buenos Aires verbrachte ich durch die Stadt schlendernd. Es war herrliches Wetter, wie es für Buenos Aires eben typisch ist. Wunderbar. Ein letztes Mal ließ ich ich von der Stadt treiben und das Pariser Flair auf mich wirken. Ja doch, Buenos Aires hat schon was.
Als quasi Letztes in Südamerika wartete ein ganz besonderes Highlight auf mich: Die Iguazu-Wasserfälle. Dafür flog ich wieder weiter gen Norden. Die Wasserfälle liegen im Dreiländereck Argentinien, Brasilien und Paraguay und waren nur eineinhalb Flugstunden von Buenos Aires entfernt. Ich fuhr also mit einem vom Hostel bestellten Taxi zum Flughafen. Der Fahrer war katastrophal. Er fuhr wie ein Wilder durch die Stadt. Vor einer roten Ampel musste er noch einmal Gas geben, um dann quasi eine Vollbremsung hinzulegen. Oh mein Gott, wo war ich denn hier nur gelandet??? Weiter ging´s mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit durch die City, wenn mal jemand zu langsam vor ihm fuhr, wurde er gnadenlos „weggehupt“. Und von den Überholmanövern spreche ich erst gar nicht. Ich war heilfroh, dass ich nach einer halben Stunde Taxifahrt doch heile am Flughafen ankam. Uiuiui.
In Puerto de Iguazu erwarteten mich über 30 Grad und Sonnenschein. Ich hatte ein Hostel mit einem Pool gewählt und konnte so an jenem Nachmittag am Pool entspannen. Ach, war das herrlich. Ich drehte ein paar Runden im Pool und musste feststellen, dass meine Armmuskulatur leider nicht mehr ganz so trainiert waren. Schließlich war ich in den letzten Monaten nur am Wandern, nicht aber am Schwimmen.
Am Folgetag begann mein Wasserfall-Erlebnis auf brasilianischer Seite. Also musste zunächst die Grenze passiert werden. Im Iguazu Nationalpark angekommen war ich ziemlich sprachlos. Die ganze Naturgewalt auf einen Blick.
Unglaubliche Wassermengen stürzten in die Tiefe. Die Cataratas de Iguazu gehören zu den sieben Naturwundern und dies nicht ohne Grund. 20 große und über 250 kleinere Wasserfälle sind hier zu bestaunen. Ich fragte mich, wo so viel Wasser herkam und wie es so schnell abfließen konnte. Es war der Wahnsinn. Laut einer Legende, sind die Wasserfälle aus der Rache eines Gottes entstanden, da ihm eine Jungfrau mit ihrem Geliebten entfloh. Aus Rache tötete er die Jungfrau, indem er einen riesigen Erdrutsch verursachte und schließlich die Wassermassen herabstürzen ließ.
Auf brasilianischer Seite kann man einen eineinhalb km langen Wanderweg entlang gehen und die Schönheit in allen Zügen genießen. Dies war wieder so ein Feuchte-Augen-Moment, weil ich einfach erneut so sehr von der Natur beeindruckt war. Gleich zu Beginn gab es einen tollen Aussichtspunkt, den ich nutze, um ein paar Bilder von Sheps zu machen. Auf einmal gesellte sich ein Nasenbär hinzu, der so beeindruckt von Sheps war, dass er sogar das Geländer hochkletterte, um ihn zu begutachten. Das war nur allzu niedlich.
Während ich Fotos machte, kamen noch geschätzte 10 andere Nasenbären, die wie verrückt an meinem Rucksack schnüffelten und am liebsten hineingekrochen wären. Dabei hatte ich doch gar kein Essen dabei. Ok, ein Apfel war in meiner Tasche. Zu niedlich und auch sehr frech waren diese kleinen Racker. Ich konnte es ihnen nicht übel nehmen.
Am Ende des Wanderwegs stand der Garganta del Diabolo (Hals des Teufels) auf dem Programm. Dies ist der größte der Wasserfälle und beeindruckte mit einer unglaublichen Kraft. Auf einem Steg konnte man sich diesem Naturphänomen nähern. Durch die Wassermassen entstand sowohl ein starker Wind als auch das Wasser selbst machte alle Touristen pitschnass. Gut, dass ich mich wieder für ein weißen Shirt entschieden hatte. Und der Sound, nahezu unbeschreiblich laut preschte das Wasser herunter.
Natürlich zieht der Iguazu Nationalpark dementsprechend auch Millionen von Touristen an. Alle tummelten sich auf den Wanderwegen entlang, machten Fotos und beobachteten das Spektakel. Leider war auch die Schlange für den Bus zurück zum Eingang des Parks sehr lang. Ich entschied mich also ein paar Meter weiter nach vorn zu laufen, um dann ohne Menschenmassen in den Bus zu steigen. Manchmal bin ich eben doch ein Fuchs. 🙂 Nachmittags kam ich wieder auf argentinischer Seite in meinem Hostel an und nutzte den hervorragenden Pool.
Am zweiten Tag wollte ich die argentinische Seite der Wasserfälle begutachten. Während man von brasilianischer Seite einen tollen Überblick über die Wasserfälle erhält, kommt man auf argentinischer Seite näher an die Cataratas heran. Auf dem Weg traf ich Totti, eine 18jährige Backpackerin, die vor ihrem Studium noch ein wenig Südamerika erkunden wollte. Wir taten uns also zusammen und meisterten die drei verschiedenen Wanderwege im Nationalpark in Rekordzeit. Nahezu 10km liefen wir quer durch den Park. Sahen zunächst erneut den Garganta del Diabolo und viele weitere Wasserfälle. Es war ein Traum. Zumal man auf argentinischer Seite auch länger und ausgedehnter laufen kann.
Das Highlight des Tage war eine 15minütige Bootsfahrt in die Wasserfälle hinein. Bei wiederum über 30 Grad konnten wir eine Erfrischung gut gebrauchen. Schlau wie ich war, vergaß ich mein Handy und meine Kreditkarte in der Hosentasche. Alles andere packte ich in einen wasserfesten Beutel, welcher allerdings nicht wirklich wasserfest war. Egal. Wir saßen im Boot und hatten enormen Spaß. Die Kraft des Wassers konnten wir so aus nächster Nähe spüren.
Beim Aussteigen bemerkte ich mein Handy in er Hosentasche, welches ein wenig nass geworden war. Verdammt. Aber es funktionierte noch. Zumindest bis zum Hostel. Am Hostel angekommen gab mein Handy keinen Ton mehr von sich. Was soll da helfen? Genau, Reis. Ich packte mein Handy also in Reis und tatsächlich konnte mein Handy wieder zum Leben erweckt werden. Na Gott sei Dank.
Mit einer Runde Pool-Volleyball, was gar nicht so einfach war, und ein paar Bier ließen wir den Tag ausklingen. Also der Abstecher nach Iguazu hat sich so was von gelohnt. Ein absolutes Highlight und MUSS für jeden Südamerika-Reisenden.
Nun hatte ich einen ganz schönen Ritt vor mir. Mein Flug ging von Iguazu nach Quito, mit zweimaligem Umsteigen und dann wollte ich von Quito weiter nach Kolumbien. Ich war im August/September nicht in Medellín gewesen. Das muss nachgeholt werden.
Bis dahin
Besitos