Taghazout Surfcamp – Wawaweewa!

Taghazout Surfcamp – Wawaweewa!

Nachdem ich nun knapp eine Woche im schönen Marrakech verbringen durfte, ist es nun an der Zeit vorübergehend Abschied zu nehmen. Es geht an die Atlantikküste. Gen Abend treffe ich Tobi und Iris aus Hamburg. Wenn auch recht knapp erreichen die beiden den Busbahnhof von Marrakech und wir fahren gemeinsam nach Taghazout, denn in der zweiten Woche steht Surfen auf dem Programm. Und die Atlantikküste bietet hervorragende Bedingungen für Anfänger und natürlich auch Könner.

Taghazout 2017_6-2-2

Bereits in Mexiko lernte ich ein paar Tage surfen und möchte dies nun verbessern. Schön, dass auch Tobi und Iris neue Surffreunde sind und ebenfalls ihr Können verbessern möchten. Nach einer erholsamen Nacht werden wir morgens von „Bro“ geweckt. „Bro“ ist der Hund von Yazid, dem Surflehrer, und sagen wir mal, recht stürmisch. Er springt in unsere Betten und will spielen. Und zwar mit scharfen Zähnen. Zunächst finden wir es witzig doch „Bro“ will gar nicht mehr aufhören. Und das tut auch ganz schön weh. Was für ein verrückter, kleiner, verspielter Fratz. Sportlich geht es heute auch gleich die Vollen. Mit noch einigen anderen aus dem Salt House fahren wir zum Strand. Die Wellen sind groß. Ganz schön groß. Na das wird ein Spaß. Doch zunächst erwärmen wir uns gemeinsam mit Yazid, dem Surflehrer. Nach einem kurzen Input gehen wir auch schon ins Wasser. Und zwar jeder für sich. Ich weiß gar nicht so recht was ich machen soll, denn in Mexiko lernten wir gemeinsam mit dem Lehrer von weiter hinten. Hier soll ich im Weißwasser üben. Aber irgendwie überfordert mich das. Zumal mir Yazid sagt, dass ich eine andere Technik üben soll. Ich bin also ein wenig irritiert und versuche mehr schlecht als recht das sogenannte „Take Off“. Irgendwie will es nicht so richtig klappen und das Schleuderprogramm der Atlantikwaschmaschine gibt mir den Rest. Ich weiß halt leider nicht so richtig, wie ich es nun anstellen soll, denn die „alte“ Technik ist wohl blöd. Mmmhh. Gut, ich versuche es also anders. Doch die Wellen sind so heftig, dass das Hinaus-Paddeln bzw. Gehen zur eigentlichen Herausforderung wird. Nun gut, ich will nicht demotiviert sein, denn schließlich ist heute der erste Tag. Ich weiß auch nicht, warum es in Mexiko so gut klappte und hier nicht. Nun ja. Ich habe ja noch ein paar Tage zum Üben.

Taghazout 2017_70

Am Abend nimmt uns Yazid mit zu seinen Freunden, die einen Grillabend veranstalten. Auch wenn wir nach dem Abendessen eher einschlafen wollen, raffen wir uns gemeinsam auf und stürmen die Party. Und tatsächlich ist der Abend sehr lustig. Witzigerweise treffen wir auch zwei Argentinier, die seit einiger Zeit hier leben. Man findet eben immer jemanden, der Spanisch spricht, so kann ich gemeinsam mit Iris meine Spanisch-Skills verbessern. Wenn es schon mit dem Surfen nicht klappt, dann wenigstens mit dem Spanisch Sprechen. Auch kommt noch Michelle, eine kleiner Wirbelwind aus der Schweiz, in der Nacht an und ergänzt unsere lustige Gruppe.

Am nächsten Morgen tut mir alles weh. Die Hände, die Arme, die Schultern. Aber zum Glück verspüren auch die anderen zum Teil einen solchen Muskelschmerz. Am Strand warten riesige Wellen auf uns. Zu große Wellen. Wir fahren verschiedene Spots ab und landen schlussendlich am sogenannten Wüstenstrand. Auch hier sind die Wellen einfach zu groß. Einige mutige Könner trauen sich hinaus, doch wir Anfänger sollen zunächst noch ein Weilchen warten. Ich meine, die Wellen waren einfach zu krass. Selbst der Toilettengang ins Meer, ein anderes Klo gibt es nämlich nicht, ist eine wahre Herausforderung. Zu stürmisch sind die Wellen und damit einhergehend auch die Unterbodenströmung. Also entspannen wir zunächst am Strand und machen Fotos, spielen Frisbee oder lesen Zeitungen bzw. Bücher. Nach dem Mittagessen können wir Anfänger im Weißwasser üben. Hinauspaddeln darf nun keiner mehr. Zu stark ist das Schleuderprogramm am heutigen Tag. Also versuchen wir unser Glück in den auslaufenden Wellen, die einem noch immer mit einer enormen Wucht treffen. Zwar klappt das Aufstehen heute schon besser als gestern, weil ich einfach kontinuierlich die neue Technik verwende, aber gut ist das leider immer noch nicht. Ich weiß auch nicht ob Surfen und ich noch Freunde werden, aber wir haben ja noch drei Tage und morgen sollen die Wellen wieder entspannter sein. Na hoffen wir mal das Beste.

Taghazout 2017_15h

Taghazout 2017_23-5

Am dritten Tag geht es nun endlich voran und schon zu Beginn komme ich mehrfach ins Stehen. Wawaweewa! So pflegt Yazid alias Borat bei Erfolgen zu verkünden. Na endlich. Auch wenn wir nach wie vor nur im Weißwasser üben, so klappt es endlich mit dem Aufstehen. Natürlich nicht jedes Mal aber es ist schon eine deutliche Verbesserung zu erkennen. Wawaweewa! Ich bin nach dem Mittag auch weiterhin motiviert, aber die Kraft lässt allmählich nach. Auch Iris und Michelle sind super motiviert bei der Sache und nehmen auch am Nachmittag noch viele Wellen mit. Nur Tobi muss leider aussetzen. Seine Schulterschmerzen zwingen ihn zu einer Pause. Am Abend sitzen wir gemeinsam im Haus, bekommen von Haushälter Mustafa ein sehr leckeres Dinner serviert, welches wir uns bei einem Bier schmecken lassen.

Taghazout 2017_60

Taghazout 2017_66

Taghazout 2017_61

Taghazout 2017_64

Taghazout 2017_65

Am vierten Tag sind die Wellen recht klein, gut für uns Anfänger auch mal grüne Wellen zu üben. Wir paddeln also das erste Mal etwas weiter hinaus und versuchen unser Glück. Doch was ist los? Ich schaffe nichts. Keine Welle hat für mich genügend Schub, dass ich Aufstehen kann. Ich werde mit jedem neuen Versuch frustrierter und bekomme allmählich schlechte Laune. Kann doch nicht wahr sein. In Mexiko hat es noch so viel Freude bereitet und nun bekomme ich nichts mehr auf die Reihe? Je bockiger ich werde, umso geringer werden natürlich die Erfolgschancen. Kurz überlege ich, ob es vielleicht besser ist zu pausieren, doch ich will weder aufgeben noch weitermachen. Yazid kommt und motiviert mich. Aufgeben ist keine Option. Dem Motto folge ich auch hier und bekomme immerhin die letzten paar Wellen vor der Mittagspause. Dennoch, gefrustet komme ich zurück zum Strand. Doch eigentlich habe ich nichts zu meckern. Dem armen Tobi trifft es viel schlimmer, seine Schulter ist leider weiterhin schmerzhaft und so kann er nur zuschauen. Immerhin Iris und Michelle kommen glücklich aus dem Wasser, nachdem sie fleißig mehrere Wellen bezwingen konnten. Wawaweewa!

Während der entspannten und sehr sonnigen Mittagspause schöpfe ich neuen Mut. Es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen und Übung macht nun mal den Meister. Bei dem einen dauert es vielleicht ein bisschen länger als bei dem anderen. Endlich schaffe ich es wieder aufzustehen und die Wellen sogar ein wenig länger zu surfen, wenn man das schon so nennen kann. Wawaweewa! Na bitte. Geht doch. Leider hat es an diesem Nachmittag nicht mehr viele Wellen. Aber trotzdem, mein Übungswille ist zurück und schließlich haben wir noch einen Tag.

Und am letzten Surftag platzt nun endgültig der Knoten. Erfolgsmotiviert gehe ich mit meinem Brett ins Wasser und siehe da, es klappt. Einmal, zweimal, dreimal und noch viele weitere Male. Yes! Am Nachmittag schwimme ich sogar noch ein wenig weiter raus, um einen längeren Surfweg zu haben. Die Wellen haben aber auch eine Wucht. Unfassbar. Heute sind aber auch perfekte Bedingungen. Sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene. Auch Iris und Michelle üben fleißig und sind begeistert. Nur Tobi muss leider weiterhin am Strand auf uns warten. Iris, Michelle und ich entscheiden uns nach einem wirklich erfolgreichen Übungstag noch bis zum Sonnenuntergang zu bleiben.

Taghazout 2017_75

Taghazout 2017_71

Taghazout 2017_72

Taghazout 2017_28

Taghazout 2017_37

_CHK3794

Als wir schon einige Sachen zusammenpacken, stolpere ich über einen spitzen Stein und merke gleich, dass das nicht gut war. Ich schaue auf meinen Fuß und einer meiner Zehen fängt tierisch an zu bluten. Der Zehennagel ist nahezu vollständig abgerissen.

9B1F304C-7AEE-44DB-B3CC-AE08BCF531F1

Autsch. Yazid alias Dr. Marokko reißt beherzt den Nagel ab. AUTSCH!!! Seine Empfehlung für die Nachbehandlung: Eine Chili-Gewürzmischung. Bitte was? Ich soll eine Chili-Gewürzmischung auf den Zeh streuen. Nicht mit mir. Oder vielleicht doch? Ich brauche Bedenkzeit.
Zunächst genießen wir den letzten Abend am Strand und erleben einen traumhaften gar kitschigen Sonnenuntergang. Nach unserem letzten gemeinsamen Abendessen im Haus beginnt Yazid meine Fuß-Behandlung. Ich bekomme ein Kissen, um darauf zu beißen und Yazid reibt mit Rum die Chili-Gewürzmischung auf die frische Wunde. AUTSCH! AAAAUUUUUTSCH!!!! HILFE! Das sind Schmerzen. Ich beiße schmerzerfüllt ins Kissen und kralle mich am Sofa fest. Wehe, wenn das nicht hilft. Es soll viel besser sein, als es einfach nur zu desinfizieren. Und vielleicht sollte man auch mal marokkanische Medizinkünste ausprobieren. Mit einem brennenden Zeh und einer Ibuprofen gehe ich schließlich ins Bett.

1B974F71-4872-42F1-BC6E-CB2E8D800C5F
Das war eine aufregende Surfwoche. Von Frustration über Schmerzen bis hin zum Erfolg. Surfen und ich sind nun doch wieder Freunde geworden und ich sollte in einen der nächsten Ferien das Surfen noch einmal festigen. Nicht dass ich bald alles wieder vergesse.

Ganz vorbei ist der Urlaub noch nicht. Gemeinsam mit Iris, Tobi und Michelle fahren wir am Donnerstagmorgen nach Marrakesch. Ein letztes Mal bzw. für die drei das erste Mal, soll uns das wilde Treiben der Marokkaner verzaubern bevor es wieder in die kalte Heimat geht.

Den letzten Tag verbringen wir also durch Marrakesch schlendernd, shoppend und essend. Die Fahrt zum Flughafen ist noch einmal spannend. Ich suche mir ein älteres Taxi aus und feilsche um den Preis. Für 4 Euro bringt mich der nette Taxifahrer in dem alten Auto zum Flughafen. Doch immer wieder müssen wir stehen bleiben, da eigenartige Geräusche aus dem Auto kommen. Zum Glück habe ich es nicht eilig. Nach mehreren kurzen Stopps fahren wir schlussendlich am Flughafen ein und nun heißt es Abschied nehmen. Abschied nehmen von Marokko, von Marrakesch, vom Meer und leider auch von der Sonne. Da ich eine ungünstige Flugverbindung habe, muss ich noch am Züricher Flughafen übernachten. Aber dank meines bequemen Schlafsacks ist das kein Problem. Zum Problem wird nur der folgenden Morgen. Mein Flieger geht 08:55Uhr. Um 07:15 Uhr klingelt der Wecker. Mit noch verschlafenem Blick schaue ich auf die Uhr im Terminal. Sie zeigt 08:15Uhr. Was? Kann nicht sein? Aber auch die nächste Uhr bestätigt, dass bereits in fünf Minuten das Boarding beginnt und zwar in einem anderen Terminal. Ohne auch nur in den Spiegel zu schauen sprinte ich von einem Terminal zum nächsten und erreiche als einer der letzten mein Flugzeug. Uff, das war knapp. Ich sah sicherlich eigenartig aus, wie ich völlig verschlafenen Blickes wild durch den Flughafen lief, aber im Endeffekt sitze ich zur richtigen Zeit im richtigen Flieger.
Das war es auch schon wieder mit den Ferien. Aber nach der Reise ist ja immer auch vor der Reise und weitere spannende Abenteuer warten auf mich. Natürlich werde ich dann wieder davon berichten.

Besitos