Sommer in Finnland!

Sommer in Finnland!

Nach der Reise ist ja bekanntlich vor der Reise. Noch bevor ich in ein Lateinamerika-Tief fallen konnte, packte ich schon wieder meine sieben Sachen und Michelle und wir fuhren gen Finnland. Bereits letztes Jahr beschlossen wir, nach Finnland zu reisen und zwar um zum Tuska Festival zu fahren. Finnland ist ja unter anderem für seine tollen Metalbands bekannt. Dass dieses Jahr verdammt viele tolle Bands auf der Liste standen, nicht nur aus Finnland, stellte sich erst vor einer Weile heraus.

Nun gut, da wir nach dem Festival noch eine Woche mit dem Auto herumfahren wollten, beschlossen wir die Fähre zu nehmen. Diese war gar nicht mal so günstig, wirklich nicht. An einem Mittwoch Abend starteten wir von Travemünde. In der Schlange wartend hörten wir Latino Musik, um meine Sehnsucht ein wenig zu stillen. Als wir dann auf die Fähre fahren wollten, streikte mein Auto. Na prima. Geht ja gut los. Batterie hinüber. Und warum? Weil wir einige Minuten das Lichten haben brennen lassen. Hier muss betont werden, dass die Musik über eine externe Box lief. Vielleicht ist die Batterie nach einem Jahr Pause doch noch nicht wieder ganz fit, obwohl es zunächst den Anschein machte. Jedenfalls wurde uns von einem netten Hafenmitarbeiter Hilfe angeboten und auch sehr gern in Anspruch genommen. Das Auto war also erst einmal auf der Fähre, was danach kommen möge, war uns in diesem Moment egal. Wir erkundeten das Schiff, tranken noch ein Bierchen und begaben uns in einen Gemeinschaftsraum mit Sitzen. Kabinen hätten wir uns nicht leisten können oder wollen. Michelle machte es sich auf den Sitzen bequem und ich auf dem Boden. Ich hatte auch mein Schlasack und natürlich Sheps dabei, so dass es gar nicht so ungemütlich war und ich auch friedlich schlafen konnte.

Da die Überfahrt 29 Stunden dauern sollte, hatten wir einen ganzen Tag auf hoher See. Zunächst frühstückten wir gemütlich. Zum Glück hatten wir Schnittchen vorbereitet, denn die Preise an Bord waren nicht gerade witzig. Anschließend ging es ins Fitnessstudio. Immerhin schwitzten wir eine Stunde auf dem Laufband oder der Rudermaschine, um anschließend für nahezu drei Stunden im Jacuzzi und in der Sauna zu entspannen. Ach, war das herrlich. Die Sauna-Tradition der Finnen finde ich ja äußert sympathisch.

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Am Abend wollten wir dinieren, jedoch gab es nicht viele vegetarische Optionen. 36 Euro für ein fleisch- und fischhaltiges Buffett zu bezahlen, kam nicht in Frage. Also aßen wir Sandwiches, die einzige vegetarische Option. Nach einer weiteren Nacht im Gemeinschaftsraum begrüßte uns Helsinki. Zunächst fuhren wir ins Stadtzentrum, um unsere Bändchen umzutauschen und uns die HIM Ausstellung anzusehen. Es waren zwar ganz nette Bilder dabei, aber gerade einmal 16 Bilder, schätzungsweise, wurden ausgestellt. Für einen Fotografen, der die Band jahrelang bereute, finde ich das ein bisschen wenig, aber sei`s drum. Gelungen war es dennoch.

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Nachdem wir im Hostel eingecheckt haben, ging es auch gleich aufs Festivalgelände. Dachte ich vorher noch, dass Tuska doch so ein riesiges Festival in Finnland ist, so überraschte mich doch eher eine kleiner Location. Ca. 15.000 Menschen fanden ihren Platz auf dem Gelände. Das zweite was uns verwunderte, aber für die Skandinavier eigentlich klar ist, war, dass es besondere „Trinkbereiche“ gab. Man durfte also nicht mit dem Bier vor der Bühne stehen und sich die Bands anschauen, nein, man musste dafür in einen „Trinkbereich“ gehen. Zwar waren diese recht groß, aber dennoch sehr sehr eigenartig. Stellt euch mal vor, in Deutschland könnte man bei einem Konzert kein Bier vor der Bühne trinken. Unvorstellbar. Also ohne Bier standen wir dann vor der Bühne und sahen zunächst Wintersun und anschließend Insomnium. Krönender Abschluss bildeten Sabaton, die wie eh und je eine tolle Show mit viel Feuer ablieferten. Nachdem Sabaton ihre Show gegen Mitternacht beendeten, fiel auf, dass es noch immer nicht ganz dunkel war. Verrückt. Und auch die folgenden Stunden, die wir in einer netten Metalbar in der Stadt verbrachten, änderten kaum etwas am Himmelsbild. Es wurde einfach nicht komplett dunkel. Hatte man auf dem Weg zur Bar noch das Gefühl, dass es sehr zeitig ist, so hatte fühlte man sich auf dem Heimweg, als wäre es bereits sehr früh am morgen, obwohl nicht wirklich viel Zeit dazwischen verstrichen war. Sehr eigenartig.

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Der Folgetag war es  leider recht frisch und verregnet. Sommer ist Finnland ist eben nicht zu vergleichen mit Sommer in Mexiko. Also was macht man in Finnland? Ja genau, in die Sauna gehen. In der Innenstadt hatte auch eine tolle neue Sauna eröffnet und dies nutzten wir um uns aufzuwärmen.

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Am Nachmittag und Abend hatten wir trotz Regen viel Spaß auf dem Festival, denn an diesem Tag spielten Amorphis und HIM.

Sonntag war dann endlich tolles Wetter. Strahlender Sonnenschein begrüßte uns. Auch fanden wir ein venezolanisches Restaurant, was für Michelle heimisch und für mich lecker war.

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Am letzten Festivaltag sonnten wir uns eine Weile vor dem Gelände, um dann Battle Beast, Apocalyptica und Sonata Arctica zu sehen. Es war ein toller Festivalabschluss. Und es haben für mich und auch für Michelle so viele tolle Bands gespielt. Zufrieden und ziemlich müde fielen wir am Sonntag Abend in die Betten.

Nach diesem aufregendem Wochenende hieß es für uns: Ab in die Natur. Wir fuhren Richtung Westen an die Ostseeküste. Zwischendrin machten wir einen noch einen Abstecher zum Bodom-See. Der Geschichte nach, gab es hier in den 60ern einen mysteriösen Mord an drei Jugendlichen, der bis heute nicht wirklich aufgeklärt werden konnte. Neben dieser Gruselstory kann ich sagen, dass es es wunderschönes Fleckchen Erde ist und der idyllische See zum Verweilen einläd.

Doch wir fuhren weiter zur Küste und stoppten in Turku. Hier fanden wir einen traumhaften Campingplatz und konnten sogar ein günstiges Zimmer in einem niedlichen Haus ergattern.

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Nachdem wir spazieren waren, kochten wir und ließen den Abend gemütlich auf dem Balkon ausklingen. Nach einem atemberaubenden Sonnenuntergang gegen 23:30Uhr gingen wir schlafen. Leben ist schön.

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Am Folgetag wurden wir vom Regen geweckt. Schade. Aber es kann ja nicht immer die Sonne scheinen und schließlich sind wir hier in Finnland. Wir packten unsere sieben Sachen und begannen die Archipel-Tour. Finnland hat ja tausende kleinere und größere Inseln. Um Turku herum kann man eine wunderschöne Strecke entlangfahren und zum Teil mit kostenlosen Fähren von Insel zu Insel hüpfen.

Doch an diesen Tag trafen wir zunächst Jukka, einen Freund von Michelle. Er holte uns mit seinem eigenen Boot von einer kleinen Insel, auf der wir miteels Fähre gelandet waren, ab und fuhr uns auf „unsere eigene kleine Insel“. Wie bitte? Wir haben eine Insel nur für uns allein? WHAT??? Das ist ja Wahnsinn. Er fuhr uns zu einer kleinen Hütte im Wald auf einer Insel gelegen. Wir hatten keinen Strom, kein fließendes Wasser aber eine Sauna. Unfassbar toll. Während Jukka auf seiner eigenen Insel ein leckeres Dinner zubereitete, genehmigten wir uns eine Sauna. Ober besser gesagt, versuchten wir es. Denn leiden konnten wir die Sauna nicht mehr erhitzen als 45 Grad. Gut, 45 Grad sind angenehm warm aber noch weit entfernt von einer Sauna. Wir hätten wohl fleißiger Feuerholz nachlegen sollen, was wir am nächsten Morgen dann lernten. Jukka holte uns erneut zum Abendbrot mit seinem Boot ab. Die Fahrt war lustig, jedoch mitunter recht stürmisch. Aber wir mussten ja nur auf die Nachbarinsel. Es war ein toller Abend mit viel Essen, Wein und lustigen Geschichten. Als wir dann wieder allein auf unserer Insel waren, man bemerke, dass wir ja quahc quasi gefangen waren und nicht flüchten konnten, erzählten wir uns Horrorgeschichten. Wie in einem Film eben.

Zum Glück konnten wir dennoch sehr gut schlafen und keiner musste bei Nacht und Dunkelheit auf das etwas entferntere Bioklo. Die 45 Grad der Sauna ließen wir natürlich nicht auf uns sitzen und versuchten unser Glück auf ein Neues. Nachdem wir eifrig Feuerholz nachlegten, begannen die Temperaturen zu steigen. Na bitte. Geht doch!. Dieses Mal erreichten wir nahezu 70 Grad und können erfolgreich sagen, wir haben uns unsere eigene Sauna erhitzten. Jawohl! Zur Abkühlung sprangen wir erneut quasi todesmutig in die Ostsee. Und es tat verdammt gut.

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Nachdem uns Jukka wieder an Land brachte, wir mussten also nicht auf der einsamen Insel verhungern, fuhren wie die Archipel-Tour weiter. An diesem Tag hatten wir auch Glück mit dem Wetter. Und die vielen kleinen Inseln waren herzallerliebst. Wunderschöne Natur genossen wir, fuhren auf mindestens fünf verschiedenen Fähren und kamen spät abends wieder auf unserem Campingplatz in Turku an.

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Natürlich ruhten wir nicht lang, denn schon am Folgetag suchten wir einen neuen Schlafplatz. Grund dafür war ein Festival in Turku und somit war leider auch die niedliche Hütte ausgebucht. Auf einem Campingplatz in Parainen fanden wir noch Platz für unser Zelt. Ja genau, für unser Zelt. Wir hatten ja alles dabei, Zelt, Faltmatratze, Schlafsack, Klappstuhl, usw. Das wollte ja auch mal genutzt werden. Wir bauten das Zelt auf, gingen im Wald spazieren, machten vegane Tacos und tranken chilenischen Rotwein beim Sonnenuntergang. So muss Urlaub sein. Tolles Wetter, auch wenn es ein wenig zu frisch war, Natur und Entspannung.

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Auch diesem Abend erzählten wir uns Geschichten, dieses mal nicht in einer Hütte auf einer Insel, sondern im Auto. Da warr es nämlich wärmer als draußen. Es war sehr sehr lustig, so dass wir erst gegen drei Uhr morgens, es war noch immer hell, ins Zelt fielen.

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Nun hieß es Richtung Tampere aufbrechen. Auch hier wollten wir einen Freund von Michelle besuchen und taten die auch. Besichtigungsstress hatten wir nicht, da wir Tampere bereits vom Vorjahr besuchten. Als tragen wir uns mit Felipe gemütlich in einer finnischen Rockbar und sangen späteren Abends auch Lieder in der Karaoke Abteilung der Bar. Zum Glück unterstützte uns Felipe mit seiner doch ausgeprägteren Stimme. 😀

Ein letztes Ziel stand noch bevor: Savonlinna. Eine kleinere, aber sehr hübsche Stadt im Osten Finnlands. Auf dem Weg fiel uns auf, dass wir nach St. Petersburg genauso weit entfernt waren wie nach Helsinki. Kurz überlegten wir, ob wir einen Abstecher nach Russland machen sollten, entschieden uns jedoch aufgrund fehlender Pässe und Zeitmangel doch dagegen. Allerdings schmiedeten wir neue Urlaubspläne. Man muss ja immer ein Ziel vor Augen haben. Im kommenden März soll es also nach Russland, Lettland, Estland und Littauen gehen. Warum nicht?

In Savonlinna begrüßte uns Sami, er teilte die folgenden zwei Nächte mit uns sein Apartment. Soweit ganz gut. Eir hatten auch unser eigenes Zimmer, was eigentlich sein Schlafzimmer war. Er war zunächst sehr nett und aufmerksam, hörte aber mit der Freundlichkeit und dem Schnacken gar nicht mehr auf. Wir fühlten uns ein wenig dazu gedrängt etwas mit ihm zu unternehmen, lehnten dann doch nach mehrfachem Nachfragen ab bzw. sagten wir, dass wir eventuell in eine besagte Bar nachkommen würden. Dies taten wir nicht. Wir wollten unsere Ruhe haben und Sami war einfach zu aufdringlich freundlich. Wir schlenderten also ganz gemütlich durch Savonlinna und durften einen weiteren traumhaften Sonnenuntergang mit einem pinken Himmel sehen.

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Am Folgetag ließen wir es langsam angehen, wir schliefen lang, frühstückten, gingen spazieren, fuhren mit einem Touri-Boot umher und genossen das Wetter. Was man als Tourist eben so macht. Ja doch, Finnland kann etwas. Natürlich ist es nicht die Karibik, das Wasser ist nicht so blau, die Temperaturen nicht wirklich sommerlich und aus den Boxen schallt nicht die ganze Zeit Reggaeton. Aber wir hatten ja unsere eigene kleine Musikbox dabei, lange Klamotten und statt am Strand zu chillen gingen wir eben in die Sauna. Und ins Meer hüpften wir auch ganz kurz.

So langsam hieß es Abschied nehmen. Noch einmal fuhren wir nach Helsinki, denn von hier aus fuhr auch unsere Fähre. Den letzten Tag verbrachten wir auch wieder entspannt und genossen das schöne Wetter. Nun hieß es erneut 29 Stunden auf einer Fähre verbringen. Natürlich wollte mein Auto mal wieder nicht auf die Fähre und streikte mit einer nicht funktionierenden Batterie. Zum Glück gab es hilfsbereite Menschen, die uns Starthilfe gaben. Auf der Fähre genossen wir erneut die kleine Fitnessstudio, den Whirlpool sowie die Sauna. Ja, Sauna, das können die Finnen und wir werden es vermissen.

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Jeder Urlaub ist einmal zu Ende und so kamen wir zum Glück ohne Startschwierigkeiten am Mittwoch Abend wieder in Hamburg an. So viel zu unserem finnischen Abenteuer. Die nächste Reise kommt bestimmt und dann werde ich wieder berichten.

Besitos