Im Wanderparadies Patagonien!

Im Wanderparadies Patagonien!

Nach einer erneuten Nachtfahrt, die mal wieder mit Verspätung einherging, kamen wir am frühen Nachmittag in El Chaltén an. El Chaltén ist ein kleines Dörfchen, was einzig und allein aus touristischen Zwecken errichtet wurde. Zumindest wirkte es so. Es gab ein Hostel neben dem anderen, einige Restaurants und Outdoor-Geschäfte und das war’s dann auch schon. Wir konnten im Vornherein nur eine Nacht in einer Hosteria, was ähnlich einem Hotel ist, buchen. Alles andere war ausgebucht oder zu teuer. Tatsächlich sahen wir uns schon ein Zelt mieten und auf dem Campingplatz nächtigen, aber als wir ankamen, konnten wir doch ganze vier Nächte in der Hosteria buchen. Und nach den lautstarken Nächten in Bariloche, waren wir froh, ein Doppelzimmer zu haben. Natürlich war das Ganze nicht ganz billig, aber in Argentinien bzw. Patagonien scheint nichts mehr günstig zu sein. Aber das wussten wir ja vorher.

Nach den zwei anstrengenden zwei letzten Tagen, ließen wir diesen Nachmittag ruhig angehen, schlenderten durch das Dorf, schmiedeten Pläne und gingen Essen. Eine Küche gab es nämlich in unserer Hosteria nicht.

Die längste und auch schönste Wanderung zum sagenumwobenen Fitz Roy planten wir für Freitag, eine etwas kürzere Wanderung wollten wir dann Samstag zum Lago Torre durchführen. Abends stand dann das dörfliche Rock Festival auf dem Programm und Sonntag sollte dann der Erholungstag sein. Klang erst einmal nach einem guten Plan.

Sechs Uhr morgens klingelte der Wecker und wir waren noch immer so k.o., dass wir nicht wirklich aufstehen wollten. Unsere Körper wollten wohl einige Stunden Schlaf nachholen. Aber nix da, kurz nach sieben Uhr saßen wir dann am Frühstückstisch und kurz vor acht Uhr waren wir bereits unterwegs zum Fitz Roy. Es sollte eine 22km Wanderung werden – die längste Tagesstrecke für mich bisher. Das Wetter war zunächst durchwachsen und es war recht bewölkt, so dass man den Fitz Roy nicht sehen konnte. Doch je länger wir wanderten, umso klarer wurde das Wetter und nach einer Weile zeigte sich auch der berühmte Berg. Das schien gar nicht so typisch zu sein, da sich der gute Fitz gern hinter einer dicken Wolkenschicht versteckt.

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Die ersten neun Kilometer der Wanderung waren sehr moderat. Wenig bergauf oder bergab, so dass man die Landschaft genießen und nebenbei noch schnattern konnte. So mag selbst ich die Wanderungen. An einer Gabelung mussten wir uns entscheiden, ob wir über einen Mirador oder an einem See entlang spazieren wollten. Wir entschieden uns für den Aussichtspunkt und dieser lohnte sich sehr.

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Nach ungefähr drei Stunden und neun Kilometern ging es dann los. Eine Stunde bergauf. Und zwar ordentlich bergauf. Es war teilweise mehr ein Klettern als ein Wandern und gut anstrengend. Nach vier Stunden erreichten wir dann endlich die Lagune Los Tres, am Fuße des Fitz Roys.

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Eigentlich kann man gar nicht viel dazu sagen, sondern muss die Bilder sprechen lassen. Eine unglaublich schöne Landschaft, die ich so bald nicht vergessen werde.

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Am See machten wir dann Mittagspause und auf einmal kam ein frecher Vogel, der es auf unser Essen abgesehen hatte. Könnte es ein Falke sein?

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Er kam jedenfalls immer und immer näher, so dass er quasi direkt neben mir saß und mir am liebsten das Brot geklaut hätte. Wildtiere sollte man nicht füttern, von daher musste der kleine Frechvogel leer ausgehen. Aber er war schon sehr putzig und komischerweise zutraulich. Bei anderen Wanderern, die sich ohne Rücksicht an hin heranschlichen, ist er weggeflogen. Bis er schließlich wieder zu uns kam. Mein erster Vogelfreund – wie toll.

Zeit für den Rückweg. Weitere elf Kilometer lagen vor uns. Auf dem Rückweg wollten wir dann über das Camp und dem kleinen See zurücklaufen. Dummerweise nahmen wir einen Abzweig zu früh und liefen so in Richtung Lago Torre. Nach einer Weile erschien es uns nämlich eigenartig, dass wir das Camp noch immer nicht erreicht hatten. Als wir auf der Wanderkate nachschauten und unseren Standpunkt auf Google Maps überprüften, stellten wir fest, dass wir tatsächlich falsch gelaufen waren und schon ein Teil der Wanderung für den Folgetag durchführten. So nach 20 Kilometern taten uns auch ordentlich die Füße weh und mir auch die Beine. So lange Wanderungen bin ich doch nicht gewöhnt. Zügigen Schrittes durchquerten wir die Landschaft und waren dann nach beinah 30km wieder in El Chaltén. Da hatten wir uns das Bier und das Essen aber wirklich mehr als verdient. Ziemlich früh gingen wir schlafen.

Am nächsten Morgen standen wir dann erst um hab acht Uhr auf und machten uns gegen halb neun auf den Weg. Noch immer mit schmerzenden Füßen und müden Beinen. Aber ich wollte ja auch schon ein mal für Torres del Paine üben, denn da muss und will ich dann fünf Tage am Stück wandern. Die ersten fünf Kilometer der Wanderung kannten wir ja bereits vorm Vortag. Nur an diesem Samstag war es recht wolkenverhangen. Den Fitz Roy sah man nicht. Zum Glück hatten wir die Fitz Roy Wanderung bereits am Vortag durchgeführt. Wir liefen also neun Kilometer zum Lago Torre, an welchem ein nicht unbeachtlicher Gletscher hervorschaute. Eisschollen schwammen ebenso über dem See. Dementsprechend frisch war es auch.

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Unsere Füße schmerzten, da sich mittlerweile, wie sollte es bei meinen Füßen auch anders sein, Blasen breit machten. Autsch. Nun gut, sind ja nur noch ungefähr zehn Kilometer zurück. Nach insgesamt fast sechs Stunden kamen wir nach 20 Kilometern wieder in El Chaltén an und waren fix und alle. Knapp 50 Kilometer an zwei Tagen ist dann wohl doch ein bisschen viel. Wir brauchten dringend einen Mittagsschlaf, den wir uns natürlich gönnten. Abends ging es dann zum Rock Al Viento, dem ersten Rockfestival in El Chaltén. In einer Art Scheune, war eine Bühne aufgebaut, auf derer lokale Rockbands spielten. Schnaps und Bier gab es nur in Literbechern und quasi die gesamten Dorfbewohner kamen nach und nach zum Festival. An sich eine coole Sache und Festivals mag ich ja auch sehr gern, aber an diesem Abend war ich nach wie vor ziemlich k.o. und bereits nach einem Getränk (man bemerke ein Liter Campari Orange) so müde, dass wir wieder in unsere Hosteria gingen. Jetzt endlich konnten wir mal so richtig ausschlafen. Fast elf Stunden schliefen wir und das war wohl dringend notwendig. Am Sonntag war schlechtes Wetter. Es regnete und stürmte, so dass man kaum das Haus verlassen wollte. Was wir auch kaum taten. Ich schrieb mal wieder am meinem Blog und schaute meine Millionen von Fotos an, Valerie las ihr Buch zu Ende und versuchte sich an einem Spaziergang, welcher aufgrund stürmischem Regen nicht ganz so lang ausfiel.

Am Montag morgen hieß es dann Abschied von Fitz Roy nehmen, denn Calafate stand als nächstes auf dem Programm. Für Valerie ist die Reise somit schon fast wieder vorbei, aber der berühmten Perito Moreno Gletscher musste noch besucht werden.

In Calafate gibt es nicht besonders viel zu tun oder zu sehen. Lediglich der berühmte Gletscher Perito Moreno lockt viele Touristen in das kleine Städtchen. Wir entschieden uns für die Gletschertour mit einer kleinen Eiswanderung. Recht spät am Vormittag begann die Tour. Zunächst fuhren wir eine Stunde zum Gletscher und hatten eineinhalb Stunden Zeit die ganzen Touristenpfade abzulaufen. Also der Gletscher ist schon beeindruckend. Für mich war es mein erster richtig großer Gletscher und ich war begeistert.

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Vor allem hörte und sah man immer wieder Eisbrocken ins Wasser stürzen. Ein Sound, als gäbe es ein kleines Gewitter. Perito Moreno ist bis zu 70m hoch (über dem Wasser und noch einmal 100m tief unter Wasser), bis zu fünf Kilometer breit und 31km lang. Er ist ein kleiner Teil der drittgrößten Eisfläche der Welt, nach der Antarktis und Grönland, genannt Campo de Hielo Sur. Kein Wunder, dass dieser Gletscher ein Touristenmagnet ist, denn so etwas sieht man nicht oft. Auch das Eiswandern war prima. Es war zwar nur eine kleine Runde, aber wir bekamen erneut Spikes an die Wanderschuhe geschnallt und damit konnten wir wunderbar durch das Eis stampfen.

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Zunächst dachte ich mit schlechtem Gewissen an das Stückchen Natur, welches wir Touristen durch diese Wanderungen zerstörten, aber der Gletscher schmilzt und regeneriert sich immer wieder neu, so dass unser Wanderpfad nach ein paar Tagen gar nicht mehr existierte und neues Eis aus der Mitte heraus gedrückt wird. Das Eis ist schon faszinierend. Es sah aus, wie Crushed Ice und am Ende bekamen wir auch tatsächlich ein Whiskey on the Rocks mit Gletschereis.

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Was ich so faszinierend fand, war, dass das Eis blau schimmert. Als würde unter Eis eine blaue Lampe versteckt sein. Unglaublich und wunderschön.

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Schließlich ging es dann wieder mit Boot und Bus zurück nach Calafate.

Am nächsten Morgen fuhren wir nach Puerto Natales. Hier war Valeries letzter Abend, bevor sie wieder nach Santiago und anschließend nach Deutschland flog. Also gingen wir Essen und tranken Cocktails. Ich hatte nun eine Woche Zwangsentspannung, denn meine Reservierung für den Torres del Paine Nationalpark war noch eine Woche hin. Zeit, um mich gedanklich an die fünftägige Wanderung zu gewöhnen.

Bis dahin

Besitos