Im Paradies – Teil 2!

10. Im Paradis – Teil 2!

Zum Glück muss ich die Malediven noch nicht verlassen. Jetzt beginnt der zweite Teil meines Inselabenteuers. Nachdem ich voller Begeisterung die Tiger-, Fuchs- und Hammerhaie bestaunen durfte, geht es nun ins Süd Ari Atoll. Auch das habe ich natürlich vorher recherchiert. In dieser Region sind die Chancen besonders hoch Walhaie und Mantas zu sichten. Walhaie habe ich schon einmal in Mexico sehen dürfen. Mantas habe ich noch nie gesehen. Es wird also höchste Zeit. Auch wenn im Moment nicht „die Hauptsaison“ der Manta ist, stehen die Chancen nicht schlecht, die Meeresgiganten zu sehen. Gleiches gilt für die Walhaie. 

Ich fliege mit erheblicher Verspätung, mal wieder, zurück nach Male. Ich glaube, die Flugzeiten von Maldivian Air haben tatsächliche keine gültige Aussagekraft. Der Flieger geht, wenn er da ist. Ah ja. Als vernünftige Deutsche bin ich natürlich zwei Stunden vor Abflug da und muss weitere zwei Stunden auf den Flieger warten. Nun gut, da ich eh eine Nacht in Male verbringen muss, versetzt mich die Verspätung nicht in Panik. Am nächsten Tag geht es aufs Speedboat und zweieinhalb Stunden später komme ich auf Dhangethi an.

Ich wusste nicht, was ich von Dhangethi zu erwarten habe, da mir eher die Nachbarinsel Dighurah empfohlen wurde. Da jedoch die Hotelpreise auf Dhangethi günstiger waren und die Kommunikation mit der Tauchschule so wunderbar funktioniert, entschied ich mich für „Günstig-Variante“. Daher habe ich sicherheitshalber kein Paket gebucht, sondern nur ein paar Nächte, damit ich gegebenenfalls die Insel noch wechseln kann, sollte es mir nicht gefallen.

Apropos Pakete. Eigentlich denkt man ja, dass Pakete insgesamt günstiger sein könnten. Ich denke allerdings, es ist wie so oft ein Trugschluss. Natürlich ist es bequemer ein Paket zu buchen, als alles einzeln. Aber meinen Rechnungen zur Folge hätte ich in Fuvahmulah weniger ausgegeben, wenn ich alles einzeln gebucht hätte. Wie dem auch sei, für den Anfang war das so ganz gut. In Dhangethi setze ich aber wieder auf die altbekannte Methode. 

Schnell wird mir klar, diese Insel ist die richtige Wahl. Diese Insel ist mein Paradies. Dhangethi ist klein, innerhalb von 10 Minuten kann man von einem Ende zum anderen laufen. Es sollen ca. 1000 Menschen dort leben. Es ist keine touristische Resort Insel. Resort Inseln ist für manche der absolute Traum, für mich ein absolutes No Go. Tatsächlich ist Dighurah viel touristischer als Dhangethi. Ich befürchtete das Gegenteil. Nein, Dhangethi hat einige kleine Hotels und Gästehäuser aber besonders viel ist auf der Insel nicht los. Ich sehe überwiegend Einheimische statt Touristen. Und natürlich muss man die den örtlichen Gegebenheiten anpassen. Das bedeutet, Alkohol ist, ebenso wie auf Fuvahmulah nicht verfügbar und am Strand darf man sich nicht im Bikini aufhalten. Es gibt einen abgegrenzten Bereich für Touristen, wo man sich im Bikini an den Strand begeben darf.

Das ist allerdings nicht mein Strand. Ich verweile viel lieber am local Strand. Hier gibt es einige Palmen mit Schaunkeln. Sowohl in schattigen Plätzchen als auch in der Sonne. Ich bin hin und weg von dieser Insel.

Vielleicht liegt es auch an Covid, dass es kaum Touristen hat und es unter normalen Umständen deutlich voller wäre. So genau kann ich es nicht herausfinden bzw. habe ich unterschiedliche Aussagen darüber gehört. Einmal in der Woche parken einige Tauchsafari Boote vor Dhangethi und abends gibt es für die Gäste einen Grillabend am Strand. Das erlebe ich allerdings nur an einem Tag in der Woche. Sonst ist es absolut ruhig und gelassen auf Dhangethi. Noch bevor ich das erste Mal unter Wasser bin, ist mir klar, dass ich hier länger bleiben möchte.

Und tatsächlich bleibe ich fast ganze zwei Wochen. Fast hätte es auch geklappt, dass ich an der Tauchschule aushelfen hätte können. Rifshan, der Chef der Tauchschule, hätte meine Hilfe durchaus gebrauchen können. Allerdings scheitert es an einer günstigen Unterkunft. Die ist für eine längere Zeit leider zu teuer, so dass es finanziell eher schwierig geworden wäre. Wie dem auch sei. Zwei Wochen Tauchspaß liegen vor mir. Und was für ein Tauchspaß.

Bereits am ersten Tag versuchen wir Manta zu erspähen. Einige entdecken wir an der Wasseroberfläche, aber unter Wasser lassen sie auf sich warten. Doch bereits am zweiten Tag haben wir Glück. An dem sogenannten Manta Point sehen wir ca. fünf verschiedene Manta Rochen. Ich bin hin und weg. Mantas zu sehen, wie sie unter Wasser herumtollen und ihre Runden drehen, ist einfach entzückend. Zu Beginn des Tauchgangs befinden sich noch andere Taucher am Manta Point, doch diese verlassen bald den Spot und wir sind nur noch zu dritt. Die Mantas sind also deutlich in der Überzahl. Und sie kommen tatsächlich ziemlich nah. Scheinen sie doch sehr interessierte Tiere zu sein. Was für hübsche Tiere. Ich kann mein Glück gar nicht fassen. 

Und tatsächlich ist es, zumindest zu dieser Jahreszeit (Anfang Dezember) eher Glück die Mantas hier zu sehen. Auch wenn sie sich das ganze Jahr über im Süd Ari Atoll befinden, so wechseln je nach Wind- und damit Strömungslage ihren Standort. Und dieser Tauchgang soll auch der einzige bleiben, bei denen wir Mantas sehen. An allen anderen Tagen lassen sich die Meeresgiganten nicht blicken. Aber dieser eine Tauchgang ist so besonders, dass ich ihn wohl niemals wieder vergessen werde. 

Auch alle  anderen Tauchgänge sind absolut lohnenswert. Jedes Riff hat seine Besonderheit. Und seine eigene Strömung. Ja, Strömungen sind im Süd Ari Atoll keine Seltenheit. Ich sehe unglaublich viele Muränen, einige Weißspitzen- und Grauriffhaie, gepunktete Adlerochen, Stachelrochen, verschiedene Krebse, Thunfische, Triggerfische, Anemonenfuische, Schildkröten, Oktopusse, Jackfische, Pufferfische und so einiges mehr. Besonders angetan bin ich von den Nachttauchgängen an einem Wrack und an einem Riff. Wir sehen eine unglaubliche Vielfalt an Fischen und, wenn man die Lampe ausschaltet und sich bewegt, auch leuchtendes Plankton.

Ich bin hin und weg und verlängere meinen Aufenthalt Tag um Tag. Und dabei muss ich sagen, dass ich so unglaublich zufrieden mit meiner Wahl der Tauchschule bin. Rifshan, der Big Boss macht einem alles möglich. Er ist sehr daran interessiert, seine Tauchgäste glücklich zu machen Es gibt einige Tage, da bin ich die einzige Taucherin und dennoch fahren sie mit mir zu tollen Tauchplätzen. Ich weiß gar nicht, warum mir Leute Digurah so sehr empfohlen haben. Ja, der Strand auf Digurah ist atemberaubend schön, aber auch auf Dhangethi kann ich mich nicht beschweren. Eines Tages holen wir eine russische Taucherin auf Digurah ab und fahren raus, um Walhaie zu sehen. Es war ihr nicht möglich auf Digurah eine Tauchschule zu finden, die mit ihr zu den Walhaien fährt. Für eine einzelne Person wird das nicht gemacht. Ganz anders bei Scuba Divine. Rifshan fährt auch mit einer einzelnen Person hinaus. Die Zufriedenheit der Kunden steht bei Scuba Diving ganz oben. Und genauso soll es auch sein. 

Apropos Walhaie. Auch hier haben wir Glück. Nicht an jedem Tag werden Walhaie gesichtet. Es ist ein Schnorchelausflug. Es gibt auch Tauchgänge, auf denen man auf Walhaie trifft, aber das ist tatsächlich wohl eher schwierig. Wir fahren hinaus und sobald ein Ausfahrtsboot einen Walhai entdeckt, werden die anderen Boote informiert. Und schon bald entdecken wir den Meeresgiganten, wie er absolut gemütlich durchs Wasser gleitet. Gegen die Strömung. Also muss man ordentlich schwimmen. Zu Beginn sind wir noch eine recht überschaubare Anzahl an Leuten, doch daraus werden immer mehr. Beim zweiten gesichteten Walhai sind es gefühlte 50 Schnorchler, die dem Walhai folgen. Also das ist ja nun gar nichts für mich. Ein Walhai und 50 wildgewordenen Schnorchler, die teilweise meines Erachtens nach zu nah an die Walhaie heran schwimmen. Die armen Walhaie. Aber offenbar scheint es sie nicht sonderlich zu stören, da sie gemütlich an der Oberfläche bleiben. Irgendwann tauchen wie wieder ab und verschwinden im blauen Ozean. Verrückt, diese Giganten zu sehen. 

Aber wie gesagt, viel zu viele Menschen. Auch der Tiger Zoo auf Fuvahmulah ist eine Touristenattraktion, aber da sind wir zwischen 5 und 15 Taucher, nicht 50. Und alle Schnorchler fuchteln wild mit armen und Beinen. Da muss man schon Abstand halten und warten, bis ihnen die Puste ausgeht. Erst dann hat man eine Chance auf gute Bilder bzw. Videos. 

Insgesamt 18 Tauchgänge (auf Fuvahmulah waren es insgesamt 16) darf ich im Paradies erleben. Und wenn es nach mir gehen würde, sollten es noch so viele mehr sein. Leider findet das mein Konto nicht so toll. Tauchen ist und bleibt leider teuer. Vielleicht sollte ich doch noch einmal darüber nachdenken, meine Tauchlehrer Karriere fortzusetzen. Tauchen macht glücklich. Tauchen macht mich glücklich. Nach jedem einzelnen Tauchgang strahlen meine Augen und ich habe ein breites Grinsen im Gesicht. Auch wenn es einmal nicht besonders viel zu sehen gibt oder die Sicht schlecht ist, kein einzelner Tauchgang ist für mich nicht lohnenswert.

Ich entscheide mich, auch endlich mal meinen Nitrox Schein zu machen. Nitrox ist Sauerstoff angereicherte Luft, so dass sich statt 21% Sauerstoff 32% oder 36% Sauerstoff in der Atemluft befinden. Das hat zur Folge, dass man längere Grundzeiten hat, da sich nicht so viel Stickstoff im Körper sammelt. Man kann also Tauchgänge länger genießen, ohne in den Dekompressionsbereich zu kommen. Ach ja, vom Tauchen kann ich einfach nicht genug bekommen. 

An einigen Tagen entspanne ich auch einfach nur und genieße den Strand. Jeden Abend gehe ich zu meiner Schaukel und schaue der Sonne beim Untergang zu und warte, bis sich der Sternenhimmel zeigt. Der Sternenhimmel ist unfassbar. So viele Sterne. Es ist einfach ein Traum.

Es passiert tatsächlich nicht viel auf der Insel. Alles ist langsam und relaxed und dennoch könnte ich hier Monate verbringen. Schade, dass es nicht geklappt hat, an der Tauchschule auszuhelfen, aber wie sagt man so schön? Das Leben ist eine Reise. Es geht also weiter.

Ich begebe mich nach dreieinhalb Wochen Malediven wieder auf den Weg. Die Reise geht nach Sri Lanka. Was ich dort erleben werde, werde ich bald berichte.

Bis dahin.

Besos