Im Land der Vulkane!

Im Land der Vulkane!

Wie geplant fuhr ich Montag von Quito nach Latacunga. Marco, mein Taxi-Fahrer holte mich im Hostel ab und brachte mich zum Busterminal. Gerade einmal 2,2 Dollar kostete mich die zweistündige Busfahrt in den Süden. In Latagunca angekommen, suchte ich mir zunächst ein Hostel und drehte eine Stadtrunde. Eine sehr quirlige Stadt voller Menschen und unterschiedlichster Gerüche. Ob das jetzt gut oder schlecht war, lass ich jetzt mal offfen. Doch der Trubel war mir zu viel und ich entschied mich für ein Nachmittagsschläfchen. Gen Abend erfuhr ich, dass derzeit eines der wichtigsten Feste in Latacunga zelebriert wird, das Mama Negra Festival. Hier wird ab den Nachmittagsstunden eine Parade durchgeführt, welche bis in die Abendstunden hinein andauert. Das musste ich mir doch ansehen. Und tatsächlich spielte die ganze Stadt verrückt. Verkleidete Menschen zogen in einer lauten Parade durch die Stadt. Blaskapellen, Tanzgruppen, Böse-Geister-Verjager, Alkohol-Einflößer und, was ich jedoch ziemlich widerlich fand, Tote-Geschmückte-Schweine-Träger zierten die Parade. Und dazu kam hin und wieder Mama Negra, welche die heilige Maria mit schwarzer Hautfarbe darstellt, auf einem Pferd vorbei.

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Dieses Fest ist eine Symbiose von lateinamerikanischen und afrikanischen Bräuchen, welche unter anderem die Freiheit der Sklaverei zelebriert. Warum allerdings tote Schweine aufgespießt, mit Schnaps, Blumen, toten Hasen oder Hühnern geschmückt, durch die Stadt getragen werden müssen, ist mir nicht klar geworden. Ansonsten ist es ein wirklich ausgelassenes Fest, bei dem jeder Alkohol trinken muss. Überall werden einem Schnäpse und andere alkoholische Getränke angeboten. Ich lehnte immer dankend ab.

Für den Folgetag buchte ich eine Tour zum Cotopaxi, einer der schönsten und auch aktiven Vulkane Ecuadors. Insgesamt misst er 5897m und ist somit der zweithöchste Berg Ecuadors, nach dem Chimborazo (6310m). Die letzte gewaltige Eruption war 1877 und zerstörte unter anderem Latacunga komplett. Im August 2015 gab ein eine letzte kleinere Eruption mit einer kilometerhohen Aschewolke. Hoffen wir mal, dass es keine erneute schlimmere Eruption geben wird.

Da man wohl nicht ohne einen Führer in den Nationalpark gelangt, ist eine geführte Tour notwendig. Wobei sich hier die Informationen unterschieden. Egal. Eine Tour war für mich, im nach wie vor angeschlagenen Zustand, am einfachsten. Wir waren zu viert. Allesamt aus Sachsen. Warum nicht einmal eine Sachsentruppe? Wir fuhren in den Cotopaxi Nationalpark, sahen uns zunächst ein kleines Museum an und tranken anschließend Tee. Koka-Tee. Die Koka Pflanze ist in Südamerika weit verbreitet und wird vor allem in den Andenregionen genutzt. Sie hilft unter anderem gegen die Höhenkrankheit und gibt neue Energie. Die Koka Pflanze als solche ist keine Droge und hier auch nicht illegal oder gar gefährlich.

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Nach der Teepause ging es auf 4500m Höhe und die Luft wurde immer dünner. Leider war es an diesem Tag so stark bewölkt, dass wir den Cotopaxi nur erahnen konnten. Ab 4500m begann eine einstündige Wanderung zum Refugio auf 4800m. Ich bin aufgrund der Antibiotika mal wieder unten geblieben und lediglich auf 4500m ein wenig umhergewandert. Auf dieser Höhe merkt man deutlich, dass man wesentlich weniger Luft zur Verfügung hat und sehr schnell außer Puste gerät. 4500m – Das ist schon verdammt hoch und kalt.

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Noch vor einigen Monaten tummelten sich hier verrückte Wanderer, die den kompletten Cotopaxi bestiegen oder es zumindest versuchten, doch seit der Eruption 2015 ist ab 4800m Schluss. Viel zu gefährlich sei im Moment eine Besteigung, da auch Gase und Asche aus dem Vulkan heraustreten. Eines Tages, wenn der Cotopaxi wieder freigegeben ist, will ich es auch mal versuchen, den Vulkan zu besteigen. Zumindest ist dies meine Wunschvorstellung. Auf dem Rückweg klarte der Himmel ein wenig auf und unser Guide musste auf der Stelle eine Fotopause einlegen. Hatten wir doch tatsächlich fünf Minuten, um den Cotopaxi in seiner vollen Pracht zu bestaunen.

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Anschließend fuhren wir noch an einem der größten „Auswurf“-Steine vorbei. Wahnsinn, wie groß der Stein war, den der Cotopaxi einmal „ausspuckte“. Und vor allem wie weit entfernt dieser lag.

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Ziemlich müde erreichten wir am Nachmittag unser Hostel. Die Höhe macht einen schon ganz schön k.o. Ich glaube, dass dies auch der Grund ist, warum hier alle sehr früh schlafen gehen. Auch ich hatte Mühe bis 22Uhr wach zu bleiben. Als ich kurz nach Mitternacht einmal auf Toilette gehen musste, war ich sehr erstaunt, dass das gesamte Hostel dunkel war und wirklich alle schliefen. Das ist in einem Hostel doch eher ungewöhnlich.

Am dritten Tag in Latacunga machte ich mich auf nach Quilotoa. Quilotoa ist eine Caldera, ein Vulkankrater, mit einem darin liegenden See. Der höchste Punkt liegt auf 3914m. Wäre ich gesund gewesen, hätte ich eine Rundwanderung von ca. 5-6 Stunden um den Krater in Erwägung gezogen. Da ich jedoch noch immer nicht fit war und Antibiotika nahm, fiel das für mich flach. Im Moment machte ich eben alles auf Sparflamme, aber Auskurieren ist eben wichtig. Ich fuhr von Latacunga mit dem Bus nach Zumbahua, von hier aus, fahren Pickups direkt zum Kratersee. Auch heute war es bewölkt, so dass man nur leicht die grüne Färbung des Sees sehen konnte.

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Auf einem Wanderweg kann man bis zum Wasser hinunter laufen. Nach ca. 30 Minuten erreichte ich das Wasser. Es ist wieder einmal ein wunderschöner Fleck in der Natur, den es sich zu besichtigen lohnt. Den Aufstieg konnte ich erneut nicht selbst in Angriff nehmen und musste mir daher ein Muli nehmen. Das arme kleine Pferdchen musste mich nun den ganzen Berg hoch schleppen.

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Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, aber solange ich die Angina nicht richtig auskuriert habe, kann ich keinen derartigen Aufstieg machen. Klappt gut mit der Wandervorbereitung auf Machu Piccchu. 🙂

Nachmittags kam ich wieder im Hostel an und musste mich ausruhen und ein wenig schlafen. Gut, dass es anderen jedoch genauso erging. Liegt es also nicht mehr nur an der Angina, sondern wohl vor allem an der Höhe.

Am nächsten Morgen bin ich mit drei weiteren Mädels aus meinem Hostel nach Saquisili gefahren. Donnerstags ist hier Markttag und einen Besuch auf jeden Fall wert. Es ist in erster Linie ein Lebensmittelmarkt. Es werden Obst, Gemüse, Säfte, Fleisch, Getreide, aber auch Seifen, Spielzeug und Süßigkeiten verkauft.

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Es ist viel los auf dem Markt und auch wir stürzen uns ins Getümmel. Natürlich mussten wieder diverse Obstsorten probiert und gekauft werden. Leider fand man neben Obst und Getreide auch immer wieder ein Schweinekopf oder aufgespießte Hühner. Es gibt wohl auch einen separaten Tiermarkt. Den wollte ich jedoch gar nicht erst sehen. Tiere werden hier nur als Ware gesehen, nicht als lebendige und empfindsame Lebewesen, welche Schmerzen und Freuden empfinden können. So finde ich es besonders grausam, wenn lebendige Hühner einfach in einem Sack gestopft und von A nach B gebracht werden. Arme kleine Hühner. Und Schweine. Und Meerschweinchen. Und überhaupt…

Zurück in Latacunga machte ich mich mit Israela aus Israel auf den Weg nach Baños de Agua Santa. Nach einer ca. zweistündigen Busfahrt erreichten wir Ecuadors Outdoor Paradies. In einem hübschen Tal, in der Nähe des Tungurahua Vulkans (5016m) und inmitten saftig grüner Wälder liegt Baños. Kaum ein Backpacker nutzt nicht die Gelegenheit hierher zu kommen und sich von diversen Aktivitäten beeindrucken zu lassen. Man weiß gar nicht, was man zuerst machen soll – Canyoning, Rafting, Fahrradtour, Bungee Jumping. Die Liste ist schier endlos lang.Wir entschieden uns zunächst zum Casa de Arbol (Baumhaus) zu fahren, dort einen Freund von Israela, Alvaro, zu treffen und auf der berühmten Schaukel Platz zu nehmen.

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Tatsächlich ein recht witziges Erlebnis, denn unter einem geht es doch recht steil bergab und der „Anschubser“ hat sichtlich Freude daran, einen sehr hoch schleudern oder zu drehen. Nach ein paar Minuten ist die Attraktion dann auch  schon vorbei, denn die Schlange ist doch recht lang. Im Hintergrund sieht man eindrucksvoll den sehr schönen und auch aktiven Vulkan, den Tungurahua.

Neben verschiedenen Schaukeln gab es noch eine kleine Zipline und Balken. Da musste ich doch glatt meine Turn-Skills erproben. Der erste Versuch klappte nicht ganz so gut.

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Aber beim zweiten Mal sah es dann schon besser aus und auch eine Standwage klappt noch ganz gut.

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Nach diesem anstrengenden Tag lag es nahe, abends in eine der Thermen zu gehen. Denn es gibt in Baños mehrere heiße Quellen, in denen man entspannen und relaxen kann. Badehauben waren hier Pflicht. Gern in knalligen Farben. Ich hatte zum Glück eine Badehaube in einem gedeckten Blau. Leider hatte ich keine Kamera dabei, so dass ich kein Bild dazu zeigen kann. Ist vielleicht auch besser so.

Freitag ging es sportlich mit dem Fahrrad zum Wasserfall Pailón del Diablo (Schlucht des Teufels). Knapp 20km lang war die Fahrradstrecke, welche hauptsächlich bergab führt. Nach knapp zwei Wochen schonen, sollte eine leichte Fahrradtour doch wieder drin sein. Anschließend führte ein Wanderweg hinein ins grüne Dickicht und hinunter zum besagten Wasserfall. Mit einer wahnsinnigen Kraft donnert das Wasser herunter.

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Mutter Natur zeigte sich hier erneut in ihrer absoluten Schönheit. Zurück ging es mit den Fahrrädern auf einem Lastwagen. Sicherheitsvorschriften gab es hier nicht. Abends gingen wir in eine Sasloteca. Endlich konnte ich mal wieder Salsa hören, anschauen und selbst tanzen. Bisher komme ich jedoch über den Grundschritt nicht wirklich hinaus. Und selbst der Salsa-Grundschritt ist von Person zu Person und von Land zu Land unterschiedlich. Wie soll man denn da Salsa lernen? Merengue fällt mir doch wesentlich leichter.

Samstagmorgen. Ich wachte erneut mit Halsschmerzen auf. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Ich nehme noch immer Antibiotika und die Angina will einfach nicht verschwinden? Doch dieses Mal fühlten sich die Halsschmerzen anders an. Hinzu kommt Schnupften. Na super. Angina ist anscheinend weg und dafür bekam ich eine Erkältung. Kurz überlegte ich, ob ich das gebuchte Canyoning stornieren sollte. Doch das wollte ich dann doch nicht. Also ging es raus auf die Berge zu einem Wasserfall. Zunächst wird man mit Seilen gesichert, dann geht es auch schon den Wasserfall hinab.

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Mal vorwärts, mal rückwärts oder auch im freien Fall. Andrenalin pur. Das machte wirklich sehr viel Spaß und schreit förmlich nach Wiederholung.

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Nach einem kleinen Spaziergang ruhte ich mich im Hostel aus. Ich musste mal wieder feststellen, dass man zwölf Uhr mittags tatsächlich und logischerweise keinen Schatten vor, neben oder hinter sich. Irgendwie witzig.

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Bungee Jumping, Raften und Paragliding habe ich auf eine anderes Mal verschoben. Man muss ja nicht gleich alles auf einmal machen. Nachdem sich Israela abends auf den Weg nach Peru machte, überzeugte mich Elli aus den USA erneut in die „Bar“Straße zu gehen, um dort einige Freunde in einer Rockbar zu treffen. Na das klang doch vielversprechend und so konnte ich nicht Nein sagen. Wir waren eine lustige Truppe. Allesamt waren mindestens neun Jahre jünger als ich. Aber dennoch hatte ich viel Spaß. Zunächst spielten wir Billard, dann Kicker gekoppelt mit Wahrheit oder Pflicht und anschließend ging es erneut in die Salsoteca, das Tanzbein schwingen. Irgendwann werde ich noch ein Tanzprofi 🙂

Sonntag fuhr ich lediglich zurück nach Quito und ruhte mich aus. Hatte mich doch die Erkältung fest im Griff. Verdammt.

Nun stehen die Galapagos Inseln auf dem Programm und natürlich bin ich schon sehr gespannt und freue mich sehr. Hoffentlich geht’s für mich dann auch ohne Erkältung unter Wasser. Schließlich warten die Haie auf mich.

Besitos