Die letzte große Herausforderung!

Guatemala – Die letzte große Herausforderung!

Nachdem Natasha und ich Caye Caulker verlassen haben, befanden wir uns in einem Shuttle nahezu fünf Stunden in Richtung Flores, Guatemala. Der Bus war ziemlich voll und auch sehr unbequem. Da erinnerte ich mich doch gern an die bequemen großen Reisebusse in Südamerika oder Mexiko.Nun ja, irgendwie kamen wir in El Remate an und buchten gleich bei der Ankunft im Hostel die Sonnenaufgangstour in Tikal. Ein von der Hostel-Dame beauftragter Mann besorgte uns also die Eintrittskarten für den kommenden Morgen. Nur mussten wir bar bezahlen. Da wir aus Belize kamen, hatten wir noch nicht genügend Quetzales. Wir mussten also Geld abheben. In dem kleinen El Remate gab es nur einen Geldautomat. Zunächst wollte uns der Herr dorthin fahren (Es war bereits dunkel und wir wollten nicht so weit im Dunkeln laufen), dann fragte er: „Kannst du fahren?“, „Äh, Ja.“ Und schon gab er mir den Schlüssel für seinen Wagen. Nun gut, fahren wir also selbst zum Geldautomaten. Leider gab dieser für den heutigen Tag kein Geld mehr von sich. Mist. Und nun? Der Herr, der die Tickets kaufte, wurde immer ungemütlicher und unfreundlicher. Wir versuchten noch sämtliches Geld zusammenzukratzen, aber es reichte nicht. Zum Glück bot uns ein Mädel aus Australien an, das Geld zu leihen und wir könnten es ihr überweisen. Das war unsere Rettung. Keine Ahnung, was eine Alternativlösung gewesen wäre. Aber ist ja alles noch einmal gut ausgegangen und schnell gingen wir schlafen, denn bereits 03:30Uhr wurden wir abgeholt.

Ziemlich müde stiegen wir in den kleinen Shuttle Bus und fuhren ca. eine halbe Stunde nach Tikal. Zunächst liefen wir in einer kleinen Gruppe schnellen Schrittes zum größten Tempel und kletterten auf ihn herauf.

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Wow! Was für eine Aussicht. Wir sahen den Dschungel in seiner vollen Schönheit und hier und da ragte eine Maya-Pyramide heraus. Hinzu kommt ein Sound, den man kaum beschreiben kann. Brüllaffen markierten ihr Revier und diverse Vögel zwitscherten. Es war traumhaft schön. Auch hatten wir Glück mit dem Wetter und die Sonne stieg langsam aber farbenfroh über dem Dschungel auf. Ja, das war wirklich ein tolles Erlebnis. Anschließend führte uns ein Guide zweieinhalb Stunden über das riesige Gelände und erklärte uns die Maya-Stätte. Ohne Zweifel, die schönste Maya-Stätte befindet sich nicht in Mexiko, sondern in Guatemala.

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Bereits 11:00 Uhr morgens saßen wir im Bus Richtung Flores. Es war auch gut, dass wir die Tour so früh morgens machten, denn in Tikal und Flores war es unglaublich heiß. Wir checkten in ein Hostel ein und entspannten. Doch es war so warm, stickig und stinkig in dem Raum, dass man nicht schlafen konnte. Wir wechselten also gen Abend in ein Doppelzimmer mit Ventilator. Es war um einiges besser, aber noch immer etwas muffelig. Und natürlich begrüßte uns eine Kakerlake im Bad. Aber gut, dagegen konnten wir nun auch nichts mehr machen. Völlig zerschlagen fielen wir in die Betten. Am nächsten Tag wechselten wir das Hostel. Es musste ein Zimmer mit Klimaanlage her. Es war einfach zu heiß. An diesem Tag tat ich tatsächlich nicht besonders viel. Das war auch gut so, denn am nächsten Morgen startete unsere Dschungel-Maya-Wanderour. Die Gruppe bestand nur aus uns, also Natasha und mir. Zusammen mit Jairo, unserem Guide fuhren wir in Richtung Yaxha. Dort begann die 17km Wanderung und das bei über 30 Grad. Blöd an der Sache war auch, dass ich mir wohl eine kleine Lebensmittelvergiftung eingefangen habe und es mir demnach gar nicht gut ging. Gepimpt mit Tabletten liefen wir schließlich los. Die erste Stunde war noch erträglich, aber mit steigender Hitze wurde es immer und immer schlimmer. Der Wanderweg an sich war einfach. Es ging nur gerade aus. Es gab keine wirklichen Anstiege. Aber die Hitze und die Bauchschmerzen machten diese Wanderung zu einer Tortour. Unterwegs stellten wir auch fest, dass wir zu wenig Wasser dabei haben. Jairo war ein super Guide, aber er hätte uns sagen müssen, wie viel Wasser wie brauchen. Ich dachte, dass wir im Camp Wasser auffüllen können, dem war jedoch nicht so. Gut, immerhin kamen wir auf die Idee, das Leitungswasser auszukochen. Nach ungefähr fünf Stunden kamen wir im Camp an. Ich war völlig erschöpft. Wir hatten drei Stunden Pause bevor wir uns die Ruinen zum Sonnenuntergang anschauen wollten. Ich lag einfach nur im Schatten und bewegte mich nicht. Auch die Führung durch die Ruinen war für mich eher anstrengend als faszinierend. Gut, die Ruinen waren wirklich schön und das das Beste daran war, es gab wirklich keine einzigen Touristen. Niemand. Wir waren ganz allein vor Ort.

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Am Abend wartete noch ein kleines Highlight auf uns. Wir sahen endlich eine Tarantel. Yippiiieeehh. Aus sicherer Entfernung schlichen wir uns heran. Eine Tarantel. Oh mein Gott. Und diese war wohl noch recht klein. Also in meinem Zimmer möchte ich sie nicht haben. Schon ein wenig gruselig. Im sicheren Zelt, mitten im Dschungel schliefen wir ziemlich früh ein. Nach dem anstrengendem Tag auch kein Wunder.

05:30Uhr klingelte der Wecker und bereits 06:00Uhr liefen wir los. Mir ging es noch immer nicht wirklich besser, aber es nützte ja nichts. Weitere 15km standen auf dem Programm und morgens um sechs ist es auch noch erträglich. Der Weg war wunderschön. Mitten durch den grünen Dschungel liefen wir, sahen dabei Affen, Schlangen, Vögel und hörten sogar einen Puma schreien. Zwischendrin gab es noch eine kurze Aufregung, denn unser Guide lief schnellen Schrittes voran und wir schlurften hinterher. Auf einmal sahen wir ihn nicht mehr und leider auch keinen Weg mehr. „Äh??? Wo lang??? Jairo???“ Vielleicht zehn Minuten standen wir allein im Dschungel und warteten. Schließlich würde er zurück kommen. Ohne Guide wäre man hier aufgeschmissen. Und natürlich kam Jairo zurück und war froh uns wieder zu sehen. Ab spätestens 09:00Uhr war die Hitze erneut unerträglich. Der eigentliche Plan sah vor bis Yaxha zu laufen, dort bis 17:00Uhr entspannen und dann den Sonnenuntergang sehen. Aber das war mir zu viel. Ich konnte nicht noch einen Tag in der Hitze herumliegen. Auch Natasha war es zu warm, zumal es auch keine Abkühlungsmöglichkeit gab. Wir schauten uns also die Ruinen kurz nach der Ankunft an und fuhren schon früher nach Flores.

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An diesem Tag kletterten die Temperaturen auf 38 Grad. Das ist mir eindeutig zu warm, zumal ich auch noch immer nicht wieder fit war. Also tat ich an diesem Tag nichts mehr und freute mich über die Klimaanlage in unserem Zimmer.

Am Folgetag fuhren wir ungefähr 250km nach Semuc Champey. In neun Stunden. Man braucht nicht viel dazu sagen, die Zeit lässt erahnen, in welchem Zustand die Straßen waren. Ein wenig holprig gestaltete sich die Fahrt. Aber das bin ich ja mittlerweile schon fast gewohnt. Mitten im Nirgendwo lag unser Hostel. Und ich meine wirklich mitten im Nirgendwo.Wir waren umgeben vom Dschungel. Es war grün, so weit das Auge reichte. Und unser Schlafsaal war eher eine Terrasse als ein Raum. Denn ringsherum war alles offen und die Betten hatten keine Moskitonetze. Das verwirrte mich am ersten Abend. Mücken sollte es wohl kaum geben und tatsächlich hatte ich keine Mückenstiche. Aber es wimmelte ja nur so von anderem Getier. Aber nun gut. Man lebte hier eben eins mit der Natur und auch meine Aussicht, als ich am nächsten Morgen meinen Bericht schrieb, war einfach fantastisch.

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Semuc Champey ist bekannt für seine türkisfarbenen Gewässer, daher stand auch ein aktiver Outdoor-Tag auf dem Programm. Zunächst liefen und schwammen wir durch ein Höhlensystem. Ziemlich gruselig an manchen Stellen. Am Ende konnte man aus vier bis fünf Meter Höhe ins schwarze Nichts springen. Normalerweise bin ich sehr für so etwas zu haben, doch das Wasser war nicht tief und ich wollte mir nicht die Beine brechen. Also ließ ich es dieses Mal bleiben. Danach durften wir von einer riesigen Schaukel in den Fluss hineinspringen. Das war sehr lustig. Eigentlich gab es in der Nähe noch Wasserfälle, von denen man ins Wasser springen kann. Aber unser Guide verheimlichte uns dies. Er hatte an diesem Tag wohl keine Lust zu arbeiten. Schade. Wir hörten es nur von anderen Gruppen im Nachhinein. Nach einer Mittagspause wanderten wir zu einem Aussichtspunkt und sahen die ganzen türkisblauen Wasserbecken.

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Anschließend sprangen wir natürlich hinein. Es war wundervoll erfrischend und das Wasser so unglaublich klar.

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Doch damit noch nicht genug. Das Outdoor-Erlebnis endete mit Tubing. In einem Autoreifen schwammen wir nahezu eine Stunde flussabwärts.

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Ein toller Abschluss für einen tollen Tag. Der Abstecher nach Semuc Champey lohnte sich in jedem Fall.

Doch am nächsten Tag hieß es wieder in den Bus steigen. Wieder in einen Kleinbus. Wieder neun Stunden. Dieses mal ging es nach Antigua. Also die Busfahrten in Guatemala ruinierten meinen Rücken. Seit den holprigen Busfahrten schmerzte mein Rücken ein wenig. Autsch. Aber man wird eben nicht jünger.

Antigua ist eine hübsche Stadt umgeben von zahlreichen Vulkanen. Zu den drei bekanntesten zählen Agua, Fuego und Acatenango. Der Fuego ist einer der aktiven Vulkane in der Gegend. Das war auch der eigentliche Grund meiner Reise nach Antigua. Denn ich hörte bereits von einigen Reisenden, dass man den Acatenango besteigen und dabei den Lava spukenden Fuego bestaunen kann. Man kann Lava sehen? Vulkaneruptionen? Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Der Nachteil an der ganzen Geschichte war, dass die Wanderung ziemlich hart sein sollte. „Egal“ dachte ich mir „Ich werde das schon irgendwie schaffen.“

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Natasha und ich buchten die Tour bei Guilmer. Ich erfuhr von Guilmer im Internet. Seine Lebensgeschichte ist so berührend. Guilmer hatte vor vielen Jahren einen Unfall woraufhin er blind wurde. Ein Wanderer, dessen Tochter bei einem Unfall ums Leben kam, entschied sich, ihm einen gewissen Geldbetrag zu spenden, damit er sich eine teure Operation in den USA leisten konnte. Es klingt ein bisschen wie in einem Märchen, aber nach der Operation konnte Guilmer wieder sehen. Er wollte fortan für andere Menschen da sein und ihnen helfen. Mit seinen Brüdern zusammen bietet er nun Wanderungen auf den Acatenango an und das Geld geht direkt in eine kleine Gemeinde, um eine Schule zu bauen, die Wasserversorgung zu verbessern, etc. Es kam also keine andere Agentur in Frage. Wir buchten die Zweitagestour bei Guilmer.

Nach einem Entspannungstag ging es Montag Morgen auch schon los. Wir waren eine kleine Gruppe von sieben Personen. Auf ca. 2000m Höhe startete der Wanderweg und wie überall beschrieben, ging es sofort in die Vollen. Die ersten eineinhalb bis zwei Stunden waren ein straffer und steiler Aufstieg. Das Ganze zum Teil in Kies und man hatte wenig Halt. Zum Glück hatte ich meine Wanderstöcke dabei. Erst nach der Mittagspause, so nach ca. drei Stunden, wurde es zum Glück ein wenig flacher. Dennoch ging es weiter stetig bergauf. Nach über fünf Stunden erreichten wir das Basecamp auf 3600m Höhe. Und hier begann das ganze Spektakel. Bereits als wir uns näherten sahen und hörten wir den Vulkan Fuego. Kleinere und größere Eruptionen erfolgten alle 15 Minuten oder öfter. Tagsüber kann man kein Lava sehen, doch es donnerte und polterte und es flogen im wahrsten Sinne des Wortes die Fetzen. Rauch und Qualm stieg auf und selbst im Regen gab es vom Lava verfärbte schwarze Tropfen. Verrückt.

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Das allein lässt schon die Qualen des Aufstiegs vergessen. Mit zunehmender Dunkelheit konnten wir dann auch Lava sehen. Und der Vulkan Fuego zeigte sich an diesem Tag von seiner besten Seite. Einige richtig krasse Eruptionen ereigneten sich und wir konnten es gar nicht richtig fassen, dass wir so etwas aus nächster Nähe sehen konnten. Ich habe in den letzten zehn Monaten sehr viel erlebt aber das war mein absolutes Highlight. Wann hat man schon einmal die Chance Lava zu sehen?

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Nach einem leckeren Abendessen und einem warmen Kakao bewunderten wir noch das Naturspektakel und fielen aber auch ziemlich bald ziemlich k.o. in die Zelte. Viel schlafen konnte jedoch keiner von uns. Es war kalt und laut. Aber nicht im negativen Sinne, denn ich fand es toll der Fuego immer wieder donnern zu hören. Gegen 03:30Uhr standen wir schon wieder auf und begaben uns auf das letzte Stückchen. Eineinhalb Stunden und nahezu 400 Höhenmeter später kamen wir am Gipfel an. 3976m. Ein Ausblick der einem den Atem stocken lässt. Umgeben von zahlreichen Vulkanen sahen wir die Sonne aufgehen. Es war mal wieder bitterkalt, aber lohnenswert.

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Zurück im Basecamp frühstückten wir und spurteten den Vulkan in zweieinhalb Stunden hinunter. Also das war ein Erlebnis. Ich kann das nur jedem ans Herz legen. Das ist so spektakulär und ergreifend. Ich kann kaum glauben wie schön Mutter Erde sich hier wieder einmal zeigte.

Was macht man am besten nach einer anstrengenden Wanderung? Genau, Entspannen. Das taten wir auch. Zunächst in Antigua und dann fuhren wir an den See Atitlan. In einem Eco Glamping Hostel direkt am See konnten wir uns auf die faule Haut legen und einfach mal nichts tun.

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Das waren dann auch schon wieder meine letzten Tage in Guatemala. Leider. Zwei Wochen Guatemala sind einfach zu kurz für dieses wundervolle Land.

Leider bleiben mir nur noch knapp zwei Wochen. Hierfür geht es noch einmal zurück nach Mexico.

Bis dahin

Besitos