
Die letzten Tage im Paradies!
Ich mag Mexiko. Also zurück nach ins Land der Sombreros. Zunächst flog ich nach Mexiko City, denn eine meiner Lieblingsband Sonata Arctica waren zu Besuch in Mexiko und das durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Ich hatte noch einen ganzen Tag Zeit, so dass ich durch Condesa und Roma lief und mir das Anthropologie Museum anschaute. Sehr interessant. Kurz vor dem Konzert ging ich noch eine vegane Pizza essen. Ja, hier in Mexiko City gab es tatsächlich vegane Restaurants. Yummi. Das Konzert anschließend war großartig. Nahezu zwei Stunden trällerte Tony herzerweichende Lieder. Dabei standen sowohl alte Klassiker, Balladen aber auch neue Hits auf dem Programm. Da es keine Vorband gab, war das Konzert recht früh vorbei und ich schnell wieder im Hostel.
Am nächsten Morgen hieß es für mich wieder Richtung Flughafen fahren. Und da begann eine Tortour. Beim einchecken sagte mir der Herr, dass nichts außen an meinem Rucksack sein darf. Nun gut, war bei anderen Flügen zwei kein Problem, aber diese Kritik konnte ich nachvollziehen. Ich packte also meine Schutztüte heraus und verstaute meinen Rucksack in dem Platiksack, der extra für so was gemacht ist. Doch dann kam eine Tante, die meinte, dass das so nicht geht. Das wäre nicht erlaubt. Wie bitte? Ich kann mein Rucksack doch auch für extra Geld in Plastikfolie einwickeln lassen, aber meine Schutzhülle sei nicht erlaubt? Ich musste mir etwas einfallen lassen. Die Wanderstöcke mussten in den Rucksack noch reinpassen. Ich war begeistert. Meine Rucksack war so voll und dann noch etwas reinquetschen? Na Dankeschön. Aber irgendwie passte es. Mein Schlafsack hatte keinen Platz mehr in meinem Rucksack gefunden, so dass ich ihn mit ins Handgepäck nehmen musste. Und am Gate angekommen, wurde doch tatsächlich auch noch das Handgepäck gewogen. Ernsthaft? Das ist doch reine Geldmacherei. Aber sei es drum. Ich konnte es nicht ändern. Zum Glück war mein Handgepäck nicht schwerer als 10kg – 9,7kg. Geht doch. Meine Laune war dennoch nicht die allerbeste nach diesem Spießrutenlauf.
Nach einer Nacht in Cancún ging es nach Holbox, einer kleinen Insel. Im Sommer verweilen Walhaie in Holbox. Ich hoffte, eine Schnorcheltour machen zu können. Dem war auch so, aber es wurden bisher nur wenige Walhaie gesichtet. Mir wurde gesagt, es wäre besser die Tour von der Isla Mujeres aus zu machen. Da wäre die Chance höher, Walhaie zu sehen. Nun gut. Also entspannte ich ein paar Tage am Strand. Es ist wirklich traumhaft schön in Holbox. Das muss man in jedem Fall sagen. Ein kleines Paradies. Vor allem die Hängematten mitten im Wasser haben es mir angetan. Ein schöner entspannter Ort, um mein Sabbatical so langsam ausklingen zu lassen.
Ein paar Mal sollte es jedoch noch Unterwasser gehen. Schließlich war ich schon lang nicht mehr tauchen. Daher ging es auf die Isla Mujeres. Seit einigen Jahren schmückt ein Unterwassermuseum die Region vor dem Riff. Dies kommt dem Riff zu Gute, denn seitdem das Museum existiert, tauchen weniger Leute im Riff. Es ist schon ein wenig gruselig, die Figuren unter Wasser zu betrachten. Sehr interessant.
Auch der zweite Tauchgang war wunderschön. Wir sahen neben vielen bunten Fischen auch wieder Schildkröten. Ich mag Schildkröten. Sie sind einfach putzig. Ein letztes Highlight sollten, wie schon erwähnt, die Walhaie sein. In der Zeit von Juni bis September tummeln sich die größten Fische der Welt vor der Küste Mexikos. Doch die Chance Walhaie zu sehen war noch nicht sehr groß. Nicht jeden Tag werden die Meeresriesen gesehen. Und bei schlechtem Wetter schon mal gar nicht. Schade, denn an dem Wochenende regnete es aus Eimern und der Hafen war geschlossen. Gut, dann muss ich die Tour um ein paar Tage verschieben. Was kann ich stattdessen machen? Genau. Tauchen. Und zwar in den Cenoten. Also fuhr ich erneut nach Tulum. Zum dritten Mal. Mit Alex, dem Tauchguide und Frank tauchten wir in drei verschiedenen Cenoten: Angelita, Calavera und Dreamgate. Mega. Alex meinte, ich sollte mal über ein Full-Cave-Diver-Kurs nachdenken, wenn ich so viel Spaß am Cenotentauchen habe. Das wäre doch ein Projekt für das nächste Sabbatical, oder?
Die letzten beiden Tage verbrachte ich erneut auf der Isla Mujeres. Ich wollte unbedingt noch Walhaie sehen. Zum Glück hatte sich das Wetter stabilisiert und es wurden Touren angeboten. Am Vortag, wurden leider keine Meeresriesen gesichtigt. Ich hoffte auf mehr Glück. Mit einem Boot fuhren wir ziemlich weit hinaus. Man konnte am Horizont keine Insel mehr sehen. Doch den Schnorchelplatz sah man bereits von Weitem. Viele Boote tummelten an einer Stelle und immer wieder sprangen die Schorchler, begleitet von den Guides, ins Wasser. An diesem Tag hatten wir Glück. Gleich mehrere der Walhaie kamen an die Wasseroberfläche und drehten gemütlich ihre Runden.
Wahnsinn. Sie waren soooooo riesig und wunderschön. Jeder durfte zweimal ins Wasser hüpfen und eine kurze Zeit dem größten Fisch der Erde folgen. Ich hoffte, dass wir Touris die Walhaie nicht zu sehr nervten. Ich meine, die wollen in Ruhe ihre Sommerferien verbringen und ständig hüpfen irgendwelche Leute um einen herum. Das stell ich mir schon nervig vor. Aber ich gehe davon aus, dass die Walhaie sehr entspannt damit umgehen und wenn sie mal eben keine Lust auf diesen Trubel haben, dann tauchen sie eben nicht auf. Wahnsinn, was für ein Glück wir hatten. Das war der perfekte letzte Tag, der natürlich bei einem Bierchen am Strand ausklang.
Ja, während meine Travelbuddies Frank und Pim nach Kuba weiterzogen, hieß es für mich Abschied nehmen. Abschied, von einem wundervollen Kontinent, von dem ich nicht genug bekommen kann und der mir auf meiner Reise sehr ans Herz gewachsen ist. Ich war nun 312 Tagen unterwegs, habe 13 Länder besucht, in 102 verschiedenen Unterkünften übernachtet, saß ungefähr 430 Stunden in Bussen, plus diverse Taxifahrten und ganz zu schweigen von den Stunden, die ich auf dem Meer verbrachte. Das hätte ich vielleicht auch mal zählen sollen. Ich bin gewandert. Und das nicht wenig. In den Bergen, auf Vulkane, zu Lagunen, verborgenen Stätten und durch den Dschungel. Oh man, was habe ich gelitten und wie sehr wurde ich jedes Mal mit einem fabelhaften Naturerlebnis für meine Mühen belohnt. Ich war tauchen. Ich habe Unmengen an Geld für mein Unterwasser-Hobbie ausgegeben. Insgesamt 49 bin ich abgetaucht. Überwiegend in Mexiko und ich liebte es. Ich durfte auf meinen Abenteuern viele exotische aber auch bekannte Tiere beobachten. Der Blaufußtölpel und die schwimmenden Leguane auf den Galapagos Inseln, Haie, vom Ammenhai, über Riffhaie, Hammerhaie bis hin zu Walhaien. Ja, ich bin ein riesiger Hai-Fan. Das muss ich schon zugeben. Pinguine, Schlangen, Taranteln, Seelöwen, Kaimane, Kakerlaken, Schildkröten, Faultiere, Affen, Hunde und Katzen – Die Liste ist unendlich lang. Und natürlich habe ich diverse andere Outdoor-Aktivitäten ausprobiert. Mit mal mehr und mal weniger Angst. Ziplining, Mountainbiking und Reiten sind nur wenige Beispiele. Ja, ich bin an und über meine Grenzen gegangen. Und jede Erfahrung war es wert. Und natürlich habe ich so viele tolle Menschen kennengelernt. Einige haben mich länger begleitet, andere habe ich nur kurz kennenlernen dürfen. Aber ja, all die tollen Menschen haben meine Reise zu etwas Besonderem gemacht. Ich bin unendlich dankbar für all die tollen Erlebnisse und Bekanntschaften, die ich für ewig in meinem Herzen bewahren werde. Lateinamerika – gefährlich? Ach quatsch. Mir ist in zehn Monaten tatsächlich nichts passiert. Lediglich meine Kreditkartendaten wurden ausgelsen und die Karte daraufhin gesperrt. Kein Überfall, kein Diebstahl, nichts. Ich musste mit einem Engel gereist sein. Natürlich gibt es Gegenden, die gefährlicher sind als andere, aber mit gesundem Menscheverstand kann man ohne Bedenken in Lateinamerika reisen. Auch allein. Es war nicht einfach Lateinamerika den Rücken zuzukehren. Wirklich nicht. Ich werde wiederkommen. Das steht fest. Schließlich fehlen noch einige Länder auf der Liste. Vielleicht schön nächstes Jahr in den Sommerferien. Ich möchte so gern Honduras und Nicaragua kennenlernen. Aber das ist alles Zukunftsmusik.
Nun hieß es erst einmal wieder nach Europa. Deutschland. Von der chaotischen Rückreise berichte ich jetzt mal besser nicht, denn der Bericht soll positiv enden. Nur so viel, nach über 30 Stunden erreichte ich mitten in der Nacht den Hamburger Hauptbahnhof und einige meiner liebsten Freunde haben mich abgholt. Mitten in der Nacht. Das muss man sich mal vostellen. Ich habe einfach tolle Freunde und Kollegen, die mir so den Wiedereinstieg erleicherten. Danke.
Besitos