Balkan Sightseeing Tour

6. Balkan Sightseeing Tour 

Und nun beginnt eine 12tägige Mietwagen Balkan Sightseeing Tour, da ich nicht alles mit dem Rad erkunden kann. Also fahre ich am nächsten Tag mit dem Mietwagen zurück nach Bosnien und Herzegowina. Die Landschaft ist atemberaubend und wunderschön bergig.

Zum Glück muss ich das nicht mit dem Fahrrad machen. In Ostrog komme ich an einem in Felsen gehauenen Kloster vorbei. Sehr beeindruckend. Doch besonders beeindruckend ist Mostar. Schon von mehreren Leute habe ich gehört, dass Mostar eine Reise wert ist. Und das ist es tatsächlich. Eine wunderhübsche Altstadt, durch einen Fluss in zwei Teile getrennt und verbunden mit einer noch schöneren Brücke. Das ist auch das Wahrzeichen und Namensgeber der Stadt.

Auch in der Umgebung von Mostar gibt es einiges zu erkunden, von einem Derwisch Kloster in Blagaij, zu einer weiteren hübschen Stadt names Poticelj und auch Wasserfälle gibt es zu bestaunen. Diese lasse ich allerdings aus, da mein Mietwagen leider entscheidet, dass ein Fenster nicht mehr schließen möchte. Ok. Schwierig. Wie soll ich das Auto allein lassen, wenn es nicht mehr zu schließen geht? Also sehe ich die Wasserfälle nur von weiten und fahre zurück nach Mostar. Auf dem Heimweg passiert es, dass ich in eine Polizeikontrolle gerate. Da ich ca. 20km/h zu schnell fahre, muss ich 40 Euro bezahlen. Eigentlich eine witzige Angelegenheit, da ich normalerweise immer die Langsamste auf den Straßen bin und sogar von LKWs überholt werde. So auch die letzten Tage, aber das 40km/h Schild muss ich wohl übersehen haben. Was soll’s. Muss ich eben etwas mehr aufpassen. Im Hostel in Mostar lerne ich Hannah aus Irland und Amer aus Bosnien kennen. Gemeinsam gehen wir abends in die Stadt und finden sogar eine kleine Stadtparty mit DJ und allem drum und dran. Verrückt, da man das seit Covid gar nicht mehr gewohnt ist. Nachdem am folgenden Morgen mein Mietwagen notdürftig in einer Werkstatt repariert wird, geht es weiter Richtung Sarajevo. Hannah entschließt sich, meinem kleinen Roadtrip beizuwohnen.

Zusammen macht es wirklich Spaß die Straßen von Bosnien und Herzegowina zu erkunden, auch wenn das Wetter in den Bergen etwas zu wünschen übrig lässt. Wir fahren durch eine beeindruckende Landschaft, die sich alle paar Kilometer verändert, hindurch durch kleine Kuh- oder Ziegenherden, die gemütlich die Straße entlang laufen, durch verschiedenen Tunnel und entlang am Tara Fluss, teilweise schwitzend um die Kurven, in der Hoffnung, dass kein Gegenverkehr kommt. Ja doch, der Norden Bosniens und auch Montenegro ist wirklich empfehlenswert, wenn es auch an diesem Tag etwas kühl ist.

Da es an der Küste deutlich freundlicheres Wetter gibt, geht es für uns ans Meer. Ich treffe auf der Insel Ada Bojana Diego, einen italienischen Weltreisenden, der seit zwei Jahren mit dem Fahrrad umher radelt. Er kommt gerade aus der Türkei und ist auf seinem Heimweg. Natürlich muss ich mir ein paar Tipps abholen und höre sehr gern seine spannenden Geschichten am Strand bei einer Flasche Wein. Adana Bojana ist auch dahin gehend spannend, da es der erste richtige Strand ist, den ich an der Adria Küste erleben darf. Sonst ist es doch eher felsig und steinig.

Aber nach zwei Strandtagen ist es an der Zeit weiterzuziehen, da ich nur noch ein paar Tage den Mietwagen habe. Und Hannah ist auch wieder mit dabei. Zusammen geht es in den Süden Albaniens. Wir landen in Himare und verbringen dort zwei traumhafte Tage. Zunächst kraxeln wir zum weißen Strand einem doch recht steilen Wanderweg hinunter. Der felsige Strand ist nahezu menschenleer und das Wasser absolut klar und tiefblau. Da hat sich der schwierige Ab- und anschließend auch Aufstieg doch sehr gelohnt.

Abends wandern wir zu einer anderen kleinen Bucht und steigen auf ein verlassenes Haus, um von dort oben den Sonnenuntergang zu sehen. Doch ja, auch wenn der Abstecher nach Himare ca. 6 Stunden Autofahrt beinhaltete, so hat es sich mehr als gelohnt. Leider bleibt nicht mehr Zeit, um auch noch den Rest des Südens zu erkunden. Aber man braucht ja auch immer einen Grund wiederzukommen. 

Diego hat mir eine kleine Farm im Norden Albaniens empfohlen, nahe Shkodae. Das liegt auf dem Weg nach Podgorica, denn dort muss ich den Wagen wieder abgeben. Diese kleine Eco Farm gefällt mir auf Anhieb. Es gibt einige Tiere, vor allem eine liebe und schmusige Katze, einige pummelige Hunde, Schafe, Ziegen, ein Esel, Gänse und Hühner. Die kleinen Gebäude, in denen Gäste willkommen sind, sind sehr einfach aber hübsch eingerichtet und die Menschen, die dort leben sind sehr hilfsbereit und freundlich. Schnell wird mir klar, dass ich hier ein paar Tage bleiben werde, nachdem ich mein Fahrrad in Podgorica abgeholt haben werde. 


Für Hannah geht die Reise weiter in Richtung Norden. Bei ihr steht Serbien auf dem Plan, bevor die Ende Oktober nach Mexico fliegt. Es war sehr witzig mit ihr zu reisen und auch spannende Geschichten auszutauschen. Da man die meisten Menschen nur einen oder zwei Tage sieht, sind logischerweise auch die Gespräche immer recht ähnlich und oberflächlich. So ist es doch auch mal schön, mit jemanden ein paar Tage mehr zu reisen, gemeinsam Abenteuer erleben und auch tiefere Gespräche zu führen.

Nachdem ich in den letzten Tagen mehrfach die Grenze zu Albanien, Montenegro und Bosnien passiert habe, mit Fahrrad oder Mietwagen, ist es nicht verwunderlich, dass ich mal wieder in eine Drogenkontrolle gerate. Bei diesen häufigen Grenzübergängen wird ein Drogenschmuggel meinerseits vermutet. Natürlich gibt es bei mir nichts zu finden und die Beamten müssen schmunzeln, als ich ihnen verrate, dass ich Lehrerin bin. In Podgorica gebe ich den Mietwagen wie geplant ab und hole Siggi ab, der nun schon 12 Tage Ferien hat. Am Folgetag begebe mich wieder Richtung Süden nach Albanien, Shkodae. Ohne Drogenkontrolle an der Grenze. 

Die nächsten Tage verbringe ich auf der Farm. Eigentlich sollten es nur zwei Tage sein, doch am Wochenende kommt eine Jugendgruppe und es wird abends eine Party mit ca.100 Jugendlichen geben. Da ist jede Hilfe willkommen und so packe ich tatkräftig mit an und bereite mit anderen lieben Helfern das Essen vor.

Nach diesem Tag muss ich mich erst einmal erholen und arbeite an meinen Videos weiter. Vielleicht möchte ich auch nur die nächste Etappe so weit wie möglich wegschieben, denn nun kommen einige Berge auf mich zu. Bis Thessaloniki sollen es knapp 5000 Höhenmeter sein. Oh je. Ein wenig Bange ist mir schon zumute, da auch das Wetter schlechter wird und es nun auch noch zu regnen beginnt. Die nächsten zwei Wochen ist Regen und Wind angesagt. Wie soll ich das nur bis Thessaloniki schaffen? Viel Zeit bleibt nämlich nicht mehr, da mich Mitte Oktober zwei Freunde besuchen kommen. Pamela und Sakke, beide habe ich in Tschechien auf dem Rock Castle Festival kennengelernt und ich freue mich sehr, dass sie mich in Thessaloniki besuchen kommen. Daher nützt alles Jammern nichts. Es muss wieder geradelt werden…

Bis dahin

Besitos