Am Ende der Welt!
Nach der anstrengenden Wanderung im Torres del Paine Nationalpark fuhr ich am Folgetag nach Punta Arenas und kam mit Hals- und Kopfschmerzen dort an. Also blieb ich einfach zwei Tage im Bett. In Punta Arenas verpasst man auch nicht besonders viel. Eine Pinguin-Tour auf die Isla Magdalena wäre das einzig Interessante gewesen. Aber auch dies ließ ich ausfallen. Nach zwei Tagen fuhr ich also nach Ushuaia, dem Ende der Welt. Die Busfahrt gestaltete sich spannend. Zunächst lernte ich Severine aus der Schweiz kennen. Wir plauderten über Reiseerfahrungen und Südamerika bis wir auf einmal den Bus wechseln sollten. Nun gut. Raus aus dem Bus, rein in den nächsten Bus. Einige Zeit später gab es erneut einen Stopp. Wir mussten mit der Fähre weiterfahren. Also wieder raus aus dem Bus, warten, rauf auf die Fähre und wieder rein in den Bus. Dann kam die Grenze. Erst die chilenische Seite, dann die argentinische. Jetzt sollte bis Ushuaia eigentlich nichts mehr passieren. Doch kurze Zeit später hielt der Bus mitten im Nirgendwo auf der Straße. Natürlich gab es erst einmal keine Information. Also saßen wir zunächst weiterhin entspannt auf unseren Sitzen. Irgendwann stiegen Severine und ich aus. Der Busfahrer meinte auch gleich: „pana grande“. Na Bravo. Tatsächlich hatte der Bus eine Panne und irgendeine Flüssigkeit tropfte aus ihm heraus. Ein Weiterfahren war somit nicht mehr möglich. Als ein weiterer Reisebus vorbeikam, wurden wir samt Gepäck in diesen verfrachtet und standen dann mit all unserem Rucksäcken irgendwo im Bus herum. Aber irgendwie funktionierte es mal wieder. Nicht gerade bequem, aber heil sind wir schließlich in Ushuaia angekommen.
Ushuaia ist mit über 64.000 Einwohnern die südlichste größere Stadt der Welt und wird von daher auch als Fin del Mundo (Ende der Welt) bezeichnet und gehört zur Provinz Tierra del Fuego (Feuerland). Tatsächlich ist Puerto Williams in Chile, gehörig zur Provinz Antárctica, die südlichste Stadt der Welt, welche jedoch nur knapp 2300 Einwohner hat und somit für Argentinien nicht als Stadt sondern als Dorf gilt. Puerto Williams ist jedoch schwierig zu erreichen, da es keine Fährverbindung zwischen Ushuaia und Puerto Williams gibt.
Witzigerweise hatten Severine und ich auch das selbe Hostel. Nach dem ganzen Stress sind wir erst einmal ein Wein trinken gegangen. Herzlich Willkommen in Argentinien, die Preise lassen es einen spüren. Argentinien ist einfach zu teuer.
Am Folgetag gingen Severine und ich zu verschiedenen Touranbietern, um eine Bootstour und eine Pinguin-Tour zu buchen. Wir wählten letztendlich ein Kombi-Paket und bekamen so ein Piguin- und eine Bootstour in einem. Über den Preis reden wir besser nicht. Am Nachmittag entschieden wir uns eine kleiner Wanderung zur Lagune Esmeralda zu machen. Zunächst mussten wir allerdings dahin kommen. Da wir zu zweit waren und Trampen in Südamerika sehr einfach sein soll, versuchten wir uns im „Hitchhiking“. Tatsächlich, wir mussten keine zwei Minuten warten und schon saßen wir in einem Auto. Sehr sehr freundlich.
Die Wanderung war eine recht einfache. Eineinhalb Stunden zur Lagune und zurück. Der knifflige an dieser Wanderung war der Schlamm. Überall Schlammlöcher, denen man zum Teil nicht ausweichen konnte. Meine Wanderstöcke hatte ich natürlich nicht dabei und die Schuhe waren anschließend ganz schön schmutzig. Am Ziel angekommen durften wir erneut eine wunderschöne türkisfarbene Lagune bewundern. Also mal ehrlich, die Landschaft in Südamerika ist einfach traumhaft schön. Habe ich das schon einmal erwähnt?
Am Folgetag waren die Pinguine angesagt. Zunächst fuhren wir eine Stunde in einem Bus zu einem kleinen Hafen. Dort wurden wir durch ein meeresbiologisches Museum geführt, in dem man verschiedene Skelette von Walen, Delfinen und Pinguinen sehen konnte und anschließend war es soweit: Wir fuhren in einem kleinen Boot zur Pinguin-Insel. Es war eine kleine Insel, welche stark von Pinguinen bevölkert war. Es gab überwiegend zwei Arten von Pinguinen: Die Magellan– und die Eselpinguine.
Aber zwischen all den flauschigen Anzugträgern mischte sich auch ein Königspinguin. Wahnsinn.
Die sind ja all zu putzig und mit ihrer tollen Musterung auch immer schick angezogen. Nur der eine oder andere Pinguin hatte sein weißes Hemd ein wenig beschmutzt. Aber das kann ja jedem einmal passieren. Wir durften eine kleine Runde auf der Insel drehen, natürlich nur mit dem entsprechenden Abstand. Und überall watschelten sie umher. Einfach zu göttlich. Und auf einmal sahen wir sogar einen Wal. Wow! Damit hatte ich zu der Jahreszeit gar nicht gerechnet. Aber doch, ein Wal hüpfte freudig aus und wieder ins Wasser. Genial.
Anschließend ging es auf ein Boot und wir fuhren zweieinhalb Stunden durch den Beagle Kanal. Wir sahen die rauen, schneebedeckten Berge, viele Kormorane und Seelöwen, noch einen Wal, Puerto Williams und den südlichsten Leuchtturm der Welt.
Ach ist das herrlich. Ich war am Ende der Welt angekommen. Sechs Monate reiste ich quer durch Südamerika und nun habe ich mein Ziel erreicht: Das Ende der Welt. Natürlich ist der südlichste Punkt Kap Horn. Aber da kommt man nur hin, wenn man auf einem Kreuzfahrtschiff ist.
Am Nachmittag entschieden wir uns zum Gletscher Martial zu wandern. Ok, eigentlich war ich zu müde, aber Severine hatte weniger Zeit in Ushuaia als ich und drücken wollte ich mich natürlich nicht. Also eineinhalb Stunden Aufstieg und eine Stunde wieder hinab. Es war auch tatsächlich sehr lohnenswert, denn von oben hatte man nicht nur einen tollen Blick auf den Gletscher, sondern auch auf Ushuaia.
Nach der Wanderung war noch immer nicht Schluss mit dem Tagesprogramm, denn ich wollte die nette deutsche Reisegruppe aus dem Torres del Paine Nationalpark im Dublin treffen, einer angesagten Bar in Ushuaia. Ich möchte meinen, wir haben alles Erdenkliche aus diesem Tag herausgeholt. Mehr ging wirklich nicht.
Der nächste Morgen begann ein wenig unschön. Ich erhielt einen Anruf von meiner Bank!!! Irgendein schlauer Gauner hat meine Daten aus der Kreditkarte gelesen, woraufhin sie natürlich gesperrt werden musste. Zum Glück hat dies meine Bank bemerkt, bevor irgendwelche Transaktionen stattgefunden haben. Schade, dass ich jetzt eine Kreditkarte weniger habe. Leider regnete es an diesem Tag, dennoch fuhren wir in den Parque Nacional Tierra del Fuego. Aufgrund des Regens konnten wir nicht die achtstündige Wanderung zum Mirador machen, waren aber mit einer vierstündigen Wanderung auch durchaus zufrieden. Wenn schönes Wetter gewesen wäre, wäre der Nationalpark sicherlich auch wunderschön. Im Regen machte das Ganze nicht ganz so viel Spaß.
Bei ein paar Pisco Sour ließen wir den Tag freudig ausklingen. Am nächsten Morgen musste Severine bereits weiter reisen und ich nutzte die folgenden Tage zur Entspannung, Fotobearbeitung und zum Serien anschauen.
Das war es auch schon mit dem Ende der Welt. Ich hätte nicht gedacht, dass Ushuaia doch so hübsch ist. Man kann locker eine Woche oder länger verbringen und hat noch immer nicht alles gesehen und entdeckt. Der erste und längere Teil meines Sabbatjahres ist somit vorbei. Das Ziel war klar: Einmal von Kolumbien bis nach Feuerland wollte ich reisen und dies Ziel habe ich mit Bravour gemeistert. Da kann man auch mal stolz sein 🙂 Jetzt geht die Reise weiter nach Buenos Aires und dann wieder in den Norden Südamerikas. Der Sommer und die Sonne fehlen mir doch ein wenig, auch wenn ich das raue Patagonien mit all dem Wind, Regen, den Bergen, den Seen und den herzlichen Menschen wirklich lieb gewonnen habe.
Soweit vom Ende der der Welt. Auf geht’s nach Buenos Aires.
Besitos